Frau gießt anderen Personen Kaffe in Tasse ein.
© epd/Tim Wegner
Mit guter Öffentlichkeitsarbeit kann man Menschen vor Ort besser reichen, Inhalte und Angebote näherbringen und das eigene Profil schärfen.
Mehr Menschen erreichen
Zehn Tipps für Öffentlichkeitsarbeit in Gemeinden
Digitalisierung, weniger Ehrenamtliche und Datenschutz stellen viele Kirchengemeinden vor große Herausforderungen, wenn es darum geht eine gute Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Gleichzeitig gibt es immer mehr Möglichkeiten für die Gemeinde präsent im Alltag der Gemeindemitglieder vorzukommen. Vielleicht ist es sogar ein Neujahrsvorsatz, sich in diesem Jahr in Sachen Presse, Social Media, Homepage und Co. besser aufzustellen? Wir haben zehn Tipps, damit Sie die Öffentlichkeitsarbeit im neuen Jahr wuppen.

Öffentlichkeitsarbeit ist der Schlüssel zu potenziellen Gemeindemitgliedern oder Menschen, die nicht oft in die Kirche gehen. Gelingt sie, kann man Menschen vor Ort die Hand reichen, Inhalte und Angebote näherbringen und das eigene Profil schärfen. Aber wie so oft ist der Anfang schwer. Wo beginnen? Wo ist es sinnvoll zu investieren? Wir haben zehn Tipps zusammengestellt, die genau dabei helfen sollen.

1. Öffentlichkeitsarbeit ist kein "Nebenbei"

Meistens sind es Pfarrpersonen, Kirchenvorstehende, Gemeindesekretär:innen oder die Ehrenamtlichen, die sowieso schon zu viel zu tun haben, an denen die Öffentlichkeitsarbeit hängen bleibt. Dabei braucht man für eine gelungene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kompetenzen, Kreativität und vor allem Zeit. 
Der erste Tipp ist deswegen eindeutig: Es braucht ein Team von Leuten, die vor allem motiviert sind. Das Know-How kann sich auch nach und nach noch entwickeln. Am wichtigsten ist – wie so oft in der kirchlichen Team-Arbeit – gabenorientiertes Arbeiten. Wer macht was gut? Wer macht was gerne?
Wer davon ausgeht, dass Öffentlichkeitsarbeit einfach nebenher mitläuft, wird vielleicht Ankündigungen in der Lokalzeitung haben, aber nie das volle Potenzial ausschöpfen können.

2. Altes darf gehen, Neues darf kommen

"Aber das haben wir doch schon immer so gemacht!" – Ja, aber das bedeutet nicht, dass es die beste Lösung ist, den Gemeindebrief selbst zu fotokopieren, den Aushang für Erntedank zum 20. Mal zu benutzen oder das Fax-Gerät als erste Kontaktmöglichkeit anzugeben. Auch wenn es schmerzhaft ist, Altes gehen zu lassen, braucht es in den Arbeitsroutinen manchmal frische Luft, damit neue Ideen Platz haben. Denn wie bereits festgestellt, ist Zeit oft knapp bemessen. Es ist also sinnvoll zu prüfen: Was machen wir nur, weil wir es sowieso schon immer so machen? Was darf in diesem Jahr gehen? Was wollen wir ausprobieren?

3. Datenschutz

DSGVO – Diese Abkürzung haben die meisten schonmal gehört. Sie steht für die Datenschutz-Grundverordnung. Aber was ist mit der DSG-EKD? Das ist nämlich die Datenschutzverordnung, die für die evangelische Kirche gilt. Wer sich gar nicht mit Datenschutz auskennt, sollte sich dringend an eine Person in Kirchenkreis, Presbyterium, Dekanat oder Landeskirche wenden. Es gibt immer eine Person, die genau dafür zuständig ist. Lassen Sie sich beraten!

Was Sie bereits vorher machen können, ist: Keine Bilder von Menschen posten, veröffentlichen und multiplizieren, die nicht zugestimmt haben - auch nicht im WhatsApp-Status von den Kindern im Kindergottesdienst oder den Senior:innen beim Altennachmittag. Stattdessen einen Ordner mit Einverständniserklärungen im Gemeindebüro anlegen, mit allen Menschen, die auf Fotos vorkommen. Nur dann können die Bilder verwendet werden. Bei Minderjährigen gilt selbstverständlich die Unterschrift der Eltern (dazu zählt zum Beispiel das obligatorische Konfirmations-Gruppenbild im Schaukasten, der Lokalzeitung oder dem Gemeindeblättchen). Vordrucke für solche Einverständniserklärungen gibt es im Internet

4. Der Gemeindebrief ist ein unterschätztes Medium

Der Tipp, dass Altes gehen darf, zählt nicht für den Gemeindebrief! Er eignet sich perfekt, um Mitglieder zu erreichen. Die meisten Menschen bekommen so ein Gemeindeblättchen in den Briefkasten geworfen. (Auch hier wieder ein Datenschutz-Achtung: Wenn der Gemeindebrief mit zur Lokalpresse gelegt wird oder ausliegt, dürfen ohne Zustimmung darin keine sensiblen Daten stehen, wie Adressen oder Geburtsdaten).

So ein Gemeindebrief ist besser als jeder Flyer, jeder Aushang, jeder Artikel in der Zeitung. Menschen blättern gerne durch so ein Heftchen (vor allem, wenn es schön aussieht). Deshalb können dort Inhalte klug platziert werden. Besonders schön ist es, wenn es auch Inhalte gibt, die persönlich, emotional und gemeindebezogen sind. Außerdem ist er sehr gut dafür geeignet, um mit einem gemischten Team zu arbeiten. Zum Schreiben oder Korrigieren von Texten braucht es keinen Computer, zum Gestalten dafür schon eher. Um Ihr Gemeindebrief-Game ein Level höher zu bringen, können Sie sich bei www.gemeindebrief.evangelisch.de melden. Dort gibt es Menschen, die Sie unterstützen. Auch das Fotokopieren von Gemeindebriefen raubt Zeit- und Geldressourcen. Wir empfehlen dafür den Service der www.gemeindebriefdruckerei.de

5. Warum eine Homepage wichtig ist

Öffnungszeiten im Gemeindebüro, Termine von Veranstaltungen, Informationen zur Sommerfreizeit, Kontaktdaten der Pfarrperson – Eine Homepage ist das Zuhause der Kirchengemeinde im Internet. Ein gepflegter und aktueller Internetauftritt ist aber eine Herausforderung. Überlegen Sie sich, was die Menschen am meisten suchen und welchen Service sie von der Gemeinde im Internet brauchen. Diese Informationen sollten einfach zu finden sein. Wenn Sie Hilfe brauchen, um eine Homepage aufzubauen, sollten Sie sich auch bei der Landeskirche melden. Viele Landeskirchen bieten eine Art Baukastensystem an oder unterstützen beim Aufbau der eigenen Website. 

Es ist sinnvoll, wenn sich jemand oder eine Gruppe findet, die für die Homepage zuständig ist und sich darum kümmert, dass sie aktuell bleibt. 

6. Pressearbeit

Die Informationen, die auf die Homepage und in den Gemeindebrief kommen, können auch in die Lokalpresse gelangen. Nur weil weniger junge Menschen Zeitung lesen, bedeutet es nicht, dass das Medium irrelevant geworden ist. Gerade im ländlichen Raum lesen die meisten Leute in einer Gemeinde eine Zeitung. Pressearbeit ist aber nicht nur Lokalpresse. Wenn etwas bei Ihnen in der Gemeinde ansteht, Sie eine Pressemitteilung geschrieben haben oder ein toller Bericht vorliegt, können diese Texte auch an andere Kirchengemeinden oder Kirchenkreise, Presbyterien oder Dekanate geschickt werden. Dadurch werden die Informationen weitergestreut und es bekommen mehr Menschen mit, was bei Ihnen Großartiges passiert. Dafür gibt es meistens auch eine Pressesprecherin oder einen Öffentlichkeitsreferent.

7. Social Media ist nicht leicht zu meistern

In wie vielen Gemeinden heißt es: Warum haben wir nicht auch schon längst einen Instagram-, Facebook-, TikTok-Kanal? Social Media ist komplex und schnelllebig. Es ist viel mehr Arbeit einen aktuellen Social Media Kanal zu bespielen, als einen Gemeindebrief zu schreiben und gleichzeitig eine Homepage zu pflegen. Wenn Sie also wirklich Social Media nutzen wollen, dann schauen Sie, dass die Inhalte, die auf die Homepage kommen und im Gemeindebrief stehen für Social Media recycelt und Sie somit weniger Arbeit haben. Und: Fragen Sie die Menschen, die die Medien wirklich nutzen, ob sie im Team mitarbeiten wollen. Denn das ist zum einen die Zielgruppe und zum anderen kennen sich diejenigen mit den Inhalten, Formaten und Trends besser aus. Das müssen nicht unbedingt junge Menschen sein. Außerdem: Es braucht nicht jeden Tag einen Post. Sie bestimmen das Tempo! 

8. Eigene Produkte der Kirchengemeinde

Jede Band macht es, Supermärkte machen es, Influencer:innen machen es – warum nicht auch Kirchengemeinden? Merchandise! Kreatives Merchandise bindet Menschen emotional an die Marke – in diesem Fall Ihre Gemeinde. Warum also als Kirche nicht mal einen eigenen Wein rausbringen? Oder Socken? Oder Tassen? Oder Kerzen? Umso kreativer, desto besser. Denn Kugelschreiber haben die meisten schon zu Hause. Zum nächsten Gemeindefest oder Weihnachtsbasar können Sie dann mit Ihrem eigenen Produkt punkten und einen Teil im Alltag der Gemeindemitglieder spielen.

9. Ressourcen

Ressourcen bedeuten nicht nur Zeit- und Geld. Kirchengemeinden zählen häufig als Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Deswegen stehen ihnen mehr Ressourcen zur Verfügung als beispielsweise Firmenkunden. Dazu zählt zum Beispiel die Plattform Canva. Kirchengemeinden können die Pro-Version kostenlos erhalten und bekommen so eine Arbeitsgrundlage für ihre gesamte Öffentlichkeitsarbeit.

Ansonsten gibt es auch viele Plattformen, die kostenlose Ressourcen anbieten. Wenn es beispielsweise um Bilder geht. Auch Landeskirchen haben Bilder, die benutzt werden können. Dafür braucht es nur einen Zugang zur Plattform www.fundus.media

Außerdem muss das Rad nicht neu erfunden werden, es ist in Ordnung sich von der Öffentlichkeitsarbeit von anderen inspirieren zu lassen.

10. Kreativität geht vor!

Niemand wird von Minute eins zum Öffentlichkeitsprofi. Keine:r kann davon ausgehen, sofort Mediengestalter:innen und Webdesigner:innen zu werden. Nehmen Sie also den Druck raus und lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf. Warum keine eingescannte Collage als Gemeindebrief oder einen Bericht, der von Kindern geschrieben ist? Warum nicht auch mal mit den Senior:innen Content für Social Media erstellen? Warum nicht mit den Konfirmand:innen den Schaukasten gestalten? Warum nicht erstmal eine ganz schlichte Homepage, bevor es überhaupt keine gibt? Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und reflektieren Sie als Team, was Sie weitermachen wollen und was vielleicht noch nicht so gut geklappt hat. 

Denn: Öffentlichkeitsarbeit soll Spaß machen und ist mehr als Mittel zum Zweck!