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TV-Tipp des Tages: "Unter Bauern - Retter in der Nacht" (Arte)
TV-Tipp des Tages: "Unter Bauern - Retter in der Nacht", 26. Oktober, 20.15 Uhr auf Arte
"Unter Bauern" ist eine Parabel über Engagement ohne Eigennutz. Die Landwirte brachten sich in größte Gefahr; sie mussten damit rechnen, umgehend erschossen zu werden, wenn die versteckten Juden entdeckt werden sollten.

Vor zehn Jahren hat der Schauspieler Michael Degen in seiner Autobiografie "Nicht alle waren Mörder" beschrieben, wie er als Jude den Nationalsozialismus überlebte: Freunde haben ihn und seine Mutter versteckt. Marga Spiegel hat in ihrem Buch "Retter in der Nacht" eine ähnliche Geschichte erzählt. Sie, ihr Mann Menne und die gemeinsame Tochter Karin waren die einzigen Juden aus dem westfälischen Ahlen, die dem Nazi-Terror entkommen sind: weil Bauern, die gemeinsam mit Menne im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten, es als ihre christliche Pflicht betrachteten, der verfolgten Familie ab 1943 zwei Jahre lang Unterschlupf zu gewähren. Der vor allem als Produzent ("Vincent & Theo") bekannte Holländer Ludi Boeken hat aus den Erlebnissen der Spiegels ein filmisches Denkmal für ihre Retter gemacht: "Unter Bauern" ist eine Parabel über Engagement ohne Eigennutz. Die Landwirte brachten sich in größte Gefahr; sie mussten damit rechnen, umgehend erschossen zu werden, wenn die versteckten Juden entdeckt werden sollten.

 

Boekens Film ist vom Aufwand her naturgemäß nicht mit den Weltkriegs-Epen von teamWorx zu vergleichen. Das Unternehmen hat mit Produktionen wie "Stauffenberg", "Dresden" oder der Degen-Adaption "Nicht alle waren Mörder" Maßstäbe gesetzt. Auch qualitativ kann der Holländer nur bedingt mithalten. Trotzdem ist ihm ein berührendes Werk gelungen. Das liegt vor allem an den Hauptdarstellern. Während Armin Rohde als Pferdehändler Spiegel gut ist wie immer, beeindruckt ausgerechnet die vielgescholtene Veronica Ferres durch eine stark zurückgenommene Leistung, die ausgezeichnet zu Marga Spiegel passt: Sie ist mit ihrer Tochter als angeblich ausgebombte Dortmunderin auf dem Hof untergekommen, muss also ständig aufpassen, dass sie und vor allem Karin nicht aus ihren Rollen fallen. Menne versteckt sich derweil bei einem anderen Kriegskameraden.

Nicht minder bemerkenswert sind die schauspielerisch zum Teil kaum bekannten Darsteller der Landwirte; gerade sie verleihen dem Film große Authentizität. Martin Horn als Bauer Aschoff ist ungeheuer glaubwürdig, auch Margarita Broich als seine Frau passt ausgezeichnet in Zeit und Umgebung. Die Entdeckung des Films ist jedoch Lia Hoensbroech: Sie spielt die Tochter der Aschoffs mit großer Natürlichkeit. Die Rolle ist allerdings auch großartig: Anni ist begeisterte Mitläuferin im Bund deutscher Mädel und entsprechend schockiert, als sich durch Zufall rausstellt, dass Marga und Karin Juden sind. Aber Anni wandelt sich, als ihr von der "Nacht des Schreckens" erzählt wird, und riskiert nun ebenfalls ihr Leben, um Mutter und Tochter zu helfen.

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Das Drehbuch (Otto Jägersberg, Imo Moszkowicz, Heidrun Schleef) verzichtet über weite Strecken auf ausgeprägte Spannungsspitzen, Boeken konzentriert sich lieber auf seine Schauspieler. Trotzdem ein sehenswerter Film, nicht zuletzt wegen des zivilen Ungehorsams und des westfälischen Mutterwitzes.