Fernseher vor gelbem Hintergrund
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19. Dezember, 3sat, 20.15 Uhr:
TV-Tipp: "Der Kommissar und das Meer: Lichterfest"
Bei der TV-Premiere vor fünf Jahren hat das ZDF diesen Film am 15. Dezember gezeigt, zwei Tage nach dem Lucia-Fest. Die entsprechende schwedische Tradition spielt in dem Krimidrama eine große Rolle; wenn auch auf denkbar tragische Weise. Bei dem Brauch zieht eine Gruppe weißgekleideter Mädchen mit Kerzen in die Kirche ein. Doch ein Kleid geht in Flammen auf mit tödlichen Folgen.

Mit der Einkehr der Mädchen in die Kirche beginnt auch  "Lichterfest". Es ist der 25. Film aus der Reihe, die nach der Rückkehr von Robert Anders (Walter Sittler) in seine alte Heimat nun "Der Kommissar und der See" heißt: Der Kommissar  besucht mit seiner Familie einen Gottesdienst, als das Kleid der Lucia-Darstellerin plötzlich in Flammen aufgeht. Es gelingt ihm zwar, das Feuer zu löschen, aber die Verbrennungen sind zu stark; Malin, gerade mal 15 Jahre alt, erliegt ihren Verletzungen.

Doch was zunächst wie ein schrecklicher Unfall wirkt, entpuppt sich als perfider Anschlag: Das Kleid der Lucia-Darstellerin war mit Brandbeschleuniger getränkt. Als sich rausstellt, dass Malin kurzfristig für die erkältete Nora eingesprungen ist, geht Anders davon aus, dass ihr der Anschlag galt. Vor gut einem Jahr gab es einen Busunfall, bei dem zwei Mädchen gestorben sind. Der Besitzer des Busunternehmens, Bo Björklund, erhält seither Morddrohungen; Nora ist seine Tochter.

Während die Regisseure bei den meisten Reihen regelmäßig wechseln, hat das ZDF bei "Der Kommissar und das Meer" stets auf Kontinuität gesetzt. "Lichterfest" war bereits die neunte Episode, die Thomas Roth für die Gotland-Krimis inszeniert hat. Er hatte die Reihe von Miguel Alexandre übernommen, der den ohnehin meist düsteren Geschichten die passende Verpackung gab, indem er die Drehzeit in den Winter verlegte. Roths letzter Beitrag, "Der wilde Jack", spielte noch  im Frühling, aber "Lichterfest" konnte natürlich nicht im Sommer gedreht werden. Anders als Alexandre sorgen Roth und Arthur W. Ahrweiler diesmal jedoch für eine sehr angenehme Atmosphäre. Gerade die Innenaufnahmen sind dank eines speziellen Lichts von ähnlich stimmungsvoller Behaglichkeit wie bei einem Weihnachtsfilm, zumal die Lichtquellen gerade in den halbdunklen Szenen sehr akzentuiert platziert worden sind. Ahrweiler ist einer der erfahrensten deutschen Kameramänner, hat gemeinsam mit Roth bereits dessen frühere Schweden-Krimis gedreht und war auch bei seinen in jeder Hinsicht sehenswerten Beiträgen zur ARD-Reihe "Kommissar Dupin" für die Bildgestaltung verantwortlich. 

Der Film ist jedoch nicht nur schön anzuschauen. Schon seit einiger Zeit waren Hauptdarsteller Walter Sittler und Andy Gätjen als sein nicht immer pflegeleichter Kollege Thomas Wittberg die einzigen deutschen Mitwirkenden, aber die einheimischen Gastschauspieler sind ausgezeichnet ausgewählt; selbst wenn es zu Beginn etwas schwierig ist, angesichts der diversen bärtigen Männer mit Mütze den Überblick zu behalten. Recht bald zeigt sich, dass es neben dem Vater eines der beim Busunglück gestorbenen Mädchen einen weiteren Verdächtigen gibt: Der damals völlig übermüdete Fahrer hat stets beteuert, sein Chef habe ihn zu der Fahrt gezwungen. Zur vorzüglichen Umsetzung gehört auch die Einbettung der Rückblenden vom Busunglück. Roth beschränkt sich zunächst auf kurze Impressionen einer nächtlichen Szenerie mit Blaulicht, Feuerwehr und Flammen. Die Bilder sind gerade durch ihre Kürze umso wirkungsvoller. 

Das Drehbuch ist der erste Gotland-Krimi von André Georgi. Der Autor hatte zuvor einige Episoden für die ZDF-Reihen "Unter anderem Umständen" geschrieben und verschiedene Adaptionen besorgt, darunter neben den Ferdinand-von-Schirach-Reihen "Verbrechen" und "Schuld" auch die stille Siegfried-Lenz-Verfilmung "Die Flut ist pünktlich" (2014). Bei "Lichterfest" ist vor allem die Kombination des Falls mit Anders’ Privatleben gelungen. Die Familie spielte bei "Der Kommissar und das Meer" immer schon eine wichtige Rolle. Diesmal stellt diese Ebene eine besonders interessante Ergänzung dar, zumal Lilly (Jennifer Lee), die Freundin von Anders’ Stiefsohn Kasper (Grim Lohman), ebenfalls zu den Lucia-Mädchen gehörte: Emma (Frida Hallgren), Kaspers Mutter, hat die Beziehung zu Anders beendet und lebt jetzt in Stockholm, aber Kasper will nicht mit. Was andere Autoren vermutlich als Anlass für allerlei Drama genutzt hätten, erzählt Georgi ruhig und sachlich, schließlich ist der Fall schon dramatisch genug. Trotzdem gelingt es Roth, auch auf dieser Ebene dank seiner Arbeit mit den gut synchronisierten einheimischen Mitwirkenden viel Empathie herzustellen. Für den Hauptdarsteller gilt das ohnehin; Walter Sittler gehört zu den Schauspielern, die sogar den Vorgang des Denkens verkörpern können. 

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