iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "online - meine Tochter in Gefahr" (Sat.1)
TV-Tipp des Tages: "online - meine Tochter in Gefahr", 23. Oktober, 20.15 Uhr auf Sat.1
Katja muss erleben, dass sich gegen sie verschwört, was ihr Dasein doch eigentlich erleichtern soll. Sie ersteigert für viel zu viel Geld eine Vase, die sie gar nicht haben will; umgehend wird ihr Konto gesperrt.

Fernsehfilmtitel sind ja gern Glückssache, aber "online - meine Tochter in Gefahr" ist von seltener Einfallslosigkeit. Inhaltlich ist jedoch alles korrekt: Das Internet spielt eine ganz entscheidende Rolle, und im ziemlich packenden Finale muss in der Tat das Leben eines Mädchens gerettet werden. Timo Berndt hat in sein Drehbuch so ziemlich jedes Vorurteil gepackt, das man gegenüber dem Internet haben kann. Fatalerweise liegt er mit seinem Bangemachen völlig richtig: Hauptfigur Katja (Annette Frier) muss erleben, dass sich gegen sie verschwört, was ihr Dasein doch eigentlich erleichtern soll. Sie ersteigert für viel zu viel Geld eine Vase, die sie gar nicht haben will; umgehend wird ihr Konto gesperrt. Sie hat angeblich an die gesamte Firma eine E-Mail geschrieben, in der sie offenbart, dass ihr verheirateter Chef ein Verhältnis mit ihrer besten Freundin hat; prompt verliert sie Job und Freude auf einen Schlag. Und dann hat auch noch jemand in ihrem Namen ihre Wohnung gekündigt. Plötzlich wird all das wahr, was sie ihrer zwölfjährigen Tochter Jessy immer gepredigt hat: Das Netz vergisst nie. Ausgerechnet Jessy ist unbeabsichtigt Auslöserin des Internet-Terrors: Weil sie viel zu viel Zeit beim Online-Geplauder mit Chat-Freundin Chrissy verbringt, zieht Katja irgendwann buchstäblich den Stecker. Aber Chrissy schlägt zurück: Das angebliche Mädchen ist ein Kerl, und der hat es auf Jessy abgesehen.

Unschuldiger Ex-Gatte

Geschickt bettet Berndt die Geschichte vom Kampf einer Mutter um die Deutungshoheit über ihr Dasein in eine sehr reale Lebenskrise: Katja ist dabei, sich von ihrem Mann (Christoph Grunert) scheiden zu lassen. Selbstredend hält sie den zukünftigen Ex-Gatten für den Drahtzieher des Komplotts: Steht sie erst mal ohne Geld, ohne Freude und zudem scheinbar auch noch ohne Zurechnungsfähigkeit da, wird das Gericht ihm das Sorgerecht zusprechen. Ehemann Michael, in der Tat kein Kind von Traurigkeit, ist jedoch unschuldig.

Auch wenn die Erklärung für die Motive des wahren Täters typisch für einen TV-Thriller ist und nicht recht zum bis dahin geschilderten Realismus der Geschichte passt, so ist sie doch Voraussetzung für ein packend inszeniertes Finale. Regisseur Oliver Dommenget macht seine Sache ohnehin ziemlich gut. Gerade die junge Jamie Brick als Katjas Tochter agiert bemerkenswert natürlich. Aber auch Dommenget hat keine Lösung dafür gefunden, wie man Internet-Dialoge glaubwürdig vermitteln kann: Jessy muss jedes Mal laut vorlesen, was sie an "Chrissy" schreibt. Und gemessen an dem Stellenwert, den Orthografie bei Teenagern hat, wenn sie miteinander chatten, sind Jessys Botschaften geradezu vorbildlich fehlerfrei. Außerdem verzichtet sie auf Icons aller Art. Das ist zwar völlig lebensfern, aber vermutlich fürchtete man, das Sat.1-Publikum, im Schnitt auch nicht mehr ganz jung, könne dem Schriftverkehr sonst nicht folgen.

Autor:in
Keine Autoren gefunden

Keine ganz glückliche Figur macht auch der zweite Jungdarsteller, Damian Hardung, was man ihm aber kaum vorwerfen kann: Er spielt einen Mitschüler Jessys, der als Computerexperte ständig erklären muss, was man im Netz alles nicht tun sollte, warum man permanent Spuren hinterlässt und wie man auch ohne Anschluss ins Internet kommt. Vermutlich war Johannes Brandrup ganz froh, dass ihm diese Sätze erspart geblieben sind: Er verkörpert einen Polizisten, der für Internetkriminalität zuständig ist, und bleibt am Ende als einziger übrig, um Katja zu helfen.