Waldkönigin Antonia Hegele
© epd-bild/Rolf Kaul
Die Waldkönigin Antonia Hegele erzählt, welcher Weihnachtsbaum heuer im Trend liegt.
Waldkönigin über Christbaumtrends
Menschen wollen perfekten Weihnachtsbaum
Antonia Hegele aus Altenmünster bei Augsburg ist bayerische Waldkönigin des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. Im Gespräch erzählt sie, welcher Weihnachtsbaum heuer im Trend liegt, welche Bäume besonders nachhaltig sind - und warum die nachhaltigsten nicht unbedingt die "schönsten" sind. Und sie verrät, warum sie selbst gar keinen Weihnachtsbaum in der Wohnung stehen hat.

epd: Frau Hegele, Sie sind Waldkönigin und kennen sich daher auch bestens mit Christbäumen aus. Welcher Baum liegt denn heuer im Trend?

Antonia Hegele: Die Nordmann-Tanne. Sie liegt schon seit Jahren im Trend. Die Menschen wollen einen perfekten Baum an Weihnachten: einen, der nicht zu dicht gewachsen ist, aber auch nicht zu luftig, er sollte symmetrisch sein, nicht nadeln, gut riechen, lange halten und lange frisch aussehen. Das kann vor allem die Nordmann-Tanne bieten. Vor allem hat sie ganzseitig - also rund herum - angeordnete Nadeln an den Zweigen. Deshalb wirkt sie auch so dicht. Die Weiß-Tanne hat zum Beispiel nur zweiseitige Nadeln.

Der Trend geht ja auch hin zu mehr Nachhaltigkeit. Viele Menschen pflanzen ihren Baum nach Weihnachten einfach wieder im Wald oder im Garten ein.

Hegele: Ich bin mir nicht sicher, ob das tatsächlich so nachhaltig ist. Erst holt man den schweren Baum mit seinem Wurzelballen aus dem Wald, braucht ein entsprechend großes Transportfahrzeug und dann karrt man den Baum nach Weihnachten wieder in den Wald zurück. Beim Ausgraben werden Feinwurzeln gekappt, und das Wieder-Einpflanzen ist auch nicht so leicht, wie man denkt. Denn der Waldboden ist gut durchwurzelt. Und das ganze Ein- und Ausbuddeln bedeutet natürlich auch Stress für den Baum. Ob der Baum wieder gut anwächst, ist also sehr fraglich.

Was halten Sie von Biobäumen?

Hegele: Die sind sehr zu empfehlen. Denn Biobäume dürfen nicht gespritzt und gedüngt werden und kommen daher aus dem Wald. Auf großen Plantagen muss eigentlich immer gespritzt werden, denn man muss ja Unkraut fernhalten. Im Wald dagegen ist Spritzen und Düngen verboten. Die Bäume dort sind entweder gepflanzt worden oder von selbst gewachsen.

Sie haben Plantagen angesprochen: Raten Sie eher zu einem Baum aus dem Wald oder zu einem von einer Plantage?

Hegele: Der große Renner bei den Menschen ist die Nordmann-Tanne. Tannen mögen aber lieber Schatten und den gibt es auf Plantagen nun mal nicht. Durch das viele Licht wachsen die Bäume auf den Plantagen sehr schnell, was zu großen Abständen zwischen den Astquirlen führen würde, dementsprechend oft müssen die Triebe gezwickt werden. Von daher fühlen sich Tannen im Wald wohler.

Und in einem Wald in Bayern kann man natürlich sicher sein, dass der Baum aus der Region kommt...

Hegele: Ja klar. Auf Plantagen kommen viele Bäume auch aus dem Ausland. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben Flächen, die sie landwirtschaftlich nicht mehr nutzen können, zu Christbaumplantagen umgebaut. Da ist ja gar nichts dagegen einzuwenden. Die Kunden sollten nur schauen, dass die Bäume aus der Region kommen und nicht aus dem Ausland. Wir im Wald haben ja selbst kleine Plantagen auf Flächen, die man für Waldbäume nicht nutzen kann - zum Beispiel unter Stromtrassen.

Einige Leute machen es ja zu einem Event, den Weihnachtsbaum eigenhändig zu fällen - egal ob auf der Plantage oder im Wald. Was halten Sie davon?

Hegele: Das ist schon eine große Verantwortung, wenn man so etwas anbietet. Jeder meint ja, er könnte alles. Aber der Umgang mit Axt und Motorsäge ist sehr gefährlich. Ich wäre nicht abgeneigt, wenn weiterhin Profis Bäume fällen.

Waldkönigin Antonia Hegele hat selbst gar keinen Weihnachtsbaum in der Wohnung.

Naturschützer empfehlen, Nadelbäume, die ohnehin gefällt werden müssten, als Christbäume zu nutzen. Würde es denn überhaupt so viele Bäume geben

Hegele: Theoretisch schon. Ich versuch’ mal zu erklären, worum es da genau geht: Eine Naturverjüngung besteht bei uns überwiegend aus Fichte und wir halten hier nach sogenannten Zukunftsbäumen Ausschau, die dann möglichst viel Licht abbekommen sollen, damit sie schön wachsen können. Dazu entfernen wir dann die umstehenden Bäume im Umkreis von zwei Metern. Die, die wir da entfernen, könnte man natürlich als Christbaum verwenden.

Das klingt nach einem "Aber"...

Hegele: Ja, tut es. Weil die Fichten so dicht beieinander stehen - wir sprechen da von fünf oder mehr Bäumen auf einem Quadratmeter -, sind sie natürlich nicht so dicht gewachsen, haben weniger Äste und sind nicht so "schön". Sie haben sich ja gegenseitig das Licht weggenommen. Die schönen Bäume, also auch Mischbaumarten wie Tanne, Kiefer, Lärche, und Laubholz, belassen wir. Und einen nicht so schönen Baum möchten die Menschen nicht im Wohnzimmer haben. Sie wollen den perfekten Weihnachtsbaum.

Der Wald leidet ja - seien es Trockenheit, Hitze, jetzt der viele Schnee. Was ist Ihr Neujahrswunsch für den Wald?

Hegele: Ich wünsche ihm einen mäßigen und regelmäßigen Regen. Alle Wetterextreme sind schädlich. Wenn der Boden nach einer langen Dürre trocken ist, kann er das Wasser erst wieder langsam aufnehmen. Starkregen wäre da gar nicht gut. Jetzt, nach dem vielen Regen und den Schneefällen im November und Dezember, ist der Boden wieder sehr aufgeweicht. Kommt jetzt ein Sturm, dann gibt es wieder Windwurf. Also die Bäume kippen um.

Welchen Weihnachtsbaum haben Sie eigentlich?
Hegele:
Wir haben keinen. Unsere Wohnungsgröße gibt das nicht her. Wir stellen aber ein paar Zweige von der Küsten-Tanne auf. Die riechen sehr zitronig und anders als die Nordmann-Tannen. Küsten-Tannen wachsen sehr schnell und haben daher sehr weite Astabstände. Daher werden sie von vielen Menschen nicht gewollt als Weihnachtsbaum.