Trotz Regenschauer sind am Sonntag in Berlin Tausende auf die Straße gegangen, um gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus Gesicht zu zeigen. Neben den Kirchen haben sich zahlreiche Künstler und Politiker dem Protestzug angeschlossen, der am Brandenburger Tor geendet ist. Das Motto der Veranstaltung: "Nie wieder ist jetzt", erinnert an den Terrorüberfall der Hamas auf jüdische Zivilisten in Israel am 7. Oktober, in deren Folge es in Deutschland eine wachsende Zahl antisemitisch motivierter Übergriffe gab. Parallel hat in Berlin auch eine Pro-Palästina-Kundgebung stattgefunden.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas unterstützt die Demonstration gegen Antisemitismus als Schirmherrin und Rednerin bei der Abschlusskundgebung. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel habe auch in Deutschland Antisemitismus massiv zugenommen, auf durchschnittlich 29 Fälle pro Tag. Dagegen setze diese Demonstration ein kraftvolles, sichtbares und lautes Zeichen, betonte die Bundestagspräsidentin. "Nie wieder" sei keine abstrakte Formel, sondern ein konkreter Auftrag, betonte sie. Jeder Einzelne müsse sich fragen, was "Nie wieder" für ihn persönlich bedeute.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mahnte, der Massenmord der Schoah an den europäischen Juden dürfe sich niemals wiederholen. Israel habe das Recht sich zu verteidigen, Deutschland stehe an Israels Seite. Heil zeigte sich beschämt darüber, dass Jüdinnen und Juden hierzulande wieder Angst hätten. "Menschenfeindlichkeit wird nicht toleriert in diesem Land", versicherte der Bundesarbeitsminister. Allerdings seien zu viele Menschen zu leise: "Wir brauchen keine schweigende, sondern eine laute Mehrheit."
Als weitere Redner hatten sich unter anderem Berlins regierender Bürgermeister Wegner (CDU), der jüdische Publizist Michel Friedman und Sänger Herbert Grönemeyer angekündigt. Außerdem traten Musiker wie Klaus Hoffmann, Nomcebo Zikode, die 12 Tenöre und Joris im Rahmen der Solidaritätsveranstaltung auf.
An dem Bündnis beteiligten sich auch Sportvereine und Institutionen, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die katholische Deutsche Bischofskonferenz, der Zentralrat der Juden und die Alhambra Gesellschaft.