Unter anderem stehe die Frage im Raum, ob die EKD-Denkschrift zu optimistisch formuliert worden sei. "Sie hat allerdings schon viel von Friedensgefährdung beschrieben, deswegen kann und sollte man sie nicht komplett verwerfen", betonte der Militärdekan. "Die Grundlagen sind tragfähig." Dennoch müsse berücksichtigt werden, dass die Weltlage sich permanent verändere. Eine neue Friedensethik müsse daher aus seiner Sicht "situationskompatibel" gestaltet werden.
Auch müsse eine neue Fassung "wirklichkeitsgesättigt" sein. "Chaos, Krieg und Konflikt ist das neue Normal. Wir haben im Moment 55 bewaffnete Konflikte in der Welt - in der öffentlichen Debatte nehmen wir aber nur zwei wahr." In diesem Zusammenhang nannte Ackermann den Ukraine-Krieg einen "Point of no Return". Er sei ein starker Katalysator "für das Ende einer globalen Ordnung, die auf immer weniger Waffen beruhen sollte".
Die Rolle der Kirche im Kampf gegen Waffen und Gewalt sei für ihn klar definiert, betonte der Theologe. "Im Kriegsgeschrei, das jetzt überall zu hören ist, muss Frieden doch immer das oberste Ziel sein. Dafür muss die Kirche das Bewusstsein wachhalten." Frieden müsse gefördert werden, da er sich nicht von selbst einstelle, sagte Ackermann weiter. "Für Frieden bedarf es ausdrücklichen und bewussten Handelns. Kirchen können und müssen sich für Versöhnung einsetzen."
Allerdings müsse in diesem Ringen um Frieden stets Raum bleiben für unterschiedliche Meinungen. "Kirche darf für den Zusammenhalt der Gesellschaft nicht selbst zum Symbol einer Polarisierung werden", sagte Ackermann. "Wir müssen unterschiedliche Positionen thematisieren. Aber wir müssen uns auch die Hand reichen, damit wir gemeinsam versöhnt Gottesdienst feiern können."