Ein Mann liest Bibel
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Mit einem wortgewandten Impulsvortrag über die "Wortschätze", die Kirche heben könne, startete die Tagung der Synode in Ulm in ihr Schwerpunktthema.
Theologin Christina Brudereck
Kirche teile deine Wortschätze
Mit einem Impuls der Theologin und Autorin Christina Brudereck eröffnete die Synode der EKD in Ulm ihr Schwerpunktthema "Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben". Mit ihrer Wortgewandheit konnte die Referentin die Synodalen begeistern.

Mit ihren Worten wolle Christina Brudereck erzählen von einer Kirche, die zeige, was sie habe und sie wolle als Autorin Christinnen und Christen dazu ermutigen, diesen Schatz der Sprache mit anderen Menschen zu teilen, sagte Anna-Nicole Heinrich in der kurzen Begrüßung der Theologin.

"Menschen brauchen Worte und die Worte brauchen Menschen", mit diesem Satz stieg die Essener Schriftstellerin und Theologin Christina Brudereck anschließend in ihren Impulsvortrag zum Schwerpunktthema der EKD-Synode am Montagabend auf der Tagung in Ulm ein. Für sie sei das Christ:innen-Sein nicht denkbar ohne das Wort, denn: "Mit Worten schuf Gott die Welt." 

Mit den Wurzeln im Judentum seien Christ:innen eine Erzählgemeinschaft, sagte Christina Brudereck. Sie sei davon überzeugt, dass die Welt insbesondere heute eine Sprache des Glaubens brauche. Denn wenn Christ:innen nicht erzählen, erfülle ein Vakuum diesen Raum. Gottvertrauen beginne mit dem Hören und hören, bedürfe der Worte und diese Worte bedürfen der Aufmerksamkeit. Persönlich habe sie noch nie Gottes Stimme gehört, bekannte die Essenerin. Aber in der Stille des Herzens solle jeder diese Worte hören können. Worte wie "Fürchte Dich nicht".

 

Aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus habe die Zeit der Pandemie neue Erzählräume geschaffen und das Bedürfnis nach Gesprächen war groß. Aus Zuhören sei in dieser Zeit eine Zugehörigkeit entstanden, daraus erwachsen sei  Gemeinschaft. "Ich glaube, das ist ein Geschenk", sagte Brudereck, "welches uns die Kirche und der Glaube machen können." Kirche sei eine Anlaufstelle, ein Kraftort, ein Platz für Gespräche führte sie ihren Gedanken im weiteren Verlauf aus. Kirche sei ansprechbar und sie spreche auch. " Wenn einer etwas erzählt, sich traut, seine Sicht beim Namen nennt und ein anderer merkt, dass er das kennt, das ist ein heiliger Moment", bekräftigte Christina Brudereck. Aber damit Menschen nicht nur ihr eigenes Echo hören, müssten auch die erzählen dürfen, die stören.

Christina Brudereck hielt eine Impuls zur Sprache des Glaubens auf der EKD Synode. Sie lebt als Schriftstellerin in Essen.

Mit Wortakrobatik und bildgewaltigen Beschreibungen setzte die Essenerin zahlreiche besinnliche und humorvolle Erzählpunkte in ihrem Impuls. Sie selbst sei zu ihrem Glauben gekommen, wie die Mutter (Maria) zum Kinde. Oder: das Worte Freiheit bräuchten, Redefreiheit, Versammlungsfreiheit und damit auch Religionsfreiheit. Aber, räumte sie ein, auch Sprachlosigkeit sei ein Recht des Menschen.

Gnade ist heute nicht mehr selbstverständlich

Gnade, so Christina Brudereck, sei ein echt altes Wort, aber wirklich nicht selbstverständlich, auch wenn es sehr evangelisch sei. Gnade sei schwer zu verstehen, obwohl viele das Gegenteil der Gnadenlosigkeit, in einer gnadenlosen Zeit kennen würden. Dabei würde Gnade so gebraucht, Solidarität, Wohlwollen und bedingungslose Liebe und Empathie. Gnade für die Schule zum Thema Mobbing, für die lange Schlange vor der Tafel, für die Regierung und auch für die großen Themen der Synode. Die Gesellschaft brauche eine Kirche, die von dieser Kraft wisse und davon erzähle, so die Referentin.

Zum Ende ihrer Rede sagte Brudereck noch, sie sei Mitglied in der Evangelischen Kirche geworden, weil sie Kraft bräuchte für Moral und Menschlichkeit und sie sei Mitglied in der Kirche geblieben, weil sie Kraft bräuche, die über sie selbst hinausginge. "Ich möchte nicht verzichten auf die Idee, dass diese Welt einen Ursprung hat, einen Schöpfer, der uns das Leben geschenkt hat, damit diese Schöpfung zum Ziel kommt". Zum Abschluss gestand sie noch, dass sie das Geheimnis von Weihnachten liebe, das Heilige in der Mitte der Welt und dass sie verliebt sei in die Idee der Gnade. Und mit einem Schmunzeln im Gesicht sagt sie dann, dass sie sehr gerne evangelisch sei, denn für sie hieße das, auch "keinen Papst zu haben, sondern Anna-Nicole Heinrich und ein Buch."