Die Kirchen seien lange Zeit Volkskirchen gewesen, doch nun würden sie wegen sinkender Mitgliederzahlen bald "eine Kirche im Volk" sein und damit Teil einer Gesellschaft, die nicht mehr selbstverständlich mit Christlichem umgehe. Das erfordere ein Umdenken. Deshalb müssten die Kirchen wieder existenzieller werden: Ihre elementare Frage müsse sein: "Warum und wie soll ein Mensch heute noch an Gott glauben?" Es gehe um nicht weniger als darum, dass Christen zeitgemäß von der Hoffnung reden, die sie erfüllt. Dazu brauche es in der Kirche niederschwellige gottesdienstliche Angebote und eine Experimentierfreudigkeit, aber auch bewährte Formen und Angebote müssten erhalten bleiben.
Die Gesellschaft stehe vor großen Herausforderungen, wie dem Kampf gegen den Klimawandel und der Digitalisierung. Die Kirche könnte in den vielfältigen Umbrüchen zeigen, wie es möglich ist, auch in Krisen zuversichtlich und mutig zu handeln. "Kirchen sind Glaubensgemeinschaften, keine Partei oder NGO", deshalb könne der Glaube der unverwechselbare Beitrag der Kirchen für die Gesellschaft sein, sagte der baden-württembergische Ministerpräsident.
Schwerpunkt der von Sonntag bis Mittwoch dauernden Jahrestagung der EKD-Synode ist die "Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben". Ein zentrales Thema ist am Dienstag die Vorstellung der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, eine soziologische Studie über die Haltung zu Religion und Kirche in der Gesellschaft.