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9. November, ARD, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Friedhof der Welpen – Der Usedom-Krimi"
Es steht zwar Krimi drauf, aber die Geschichten aus Usedom handelten stets vor allem von Dramen; vielleicht war das ja der Grund dafür, warum der NDR den Reihentitel im Unterschied zu den anderen Donnerstagskrimis der ARD erst an zweiter Stelle genannt hat. Die Hauptfigur war bei ihrer Einführung ohnehin dramatisch vorbelastet: Karin Lossow hatte ihren Mann getötet, und das auch noch mit der Dienstwaffe ihrer Tochter.

Seither verfolgen die Filme in mittlerweile über zwanzig Episoden den Lebensweg dieser von Katrin Sass betont unterkühlt verkörperten Frau, die nur wenige Menschen an sich heran lässt. Die letzte Trilogie erreichte eine Topquote, und das nicht nur innerhalb der Reihe; keiner anderer Donnerstagskrimi im "Ersten" ist derart beliebt. 

Dass die ehemalige Staatsanwältin regelmäßig in Mordfälle verwickelt wird, ergibt sich meist eher zufällig. Im Auftakt zur jüngsten Trilogie entdeckt ihr Hund drei tote Welpen im Wald. Einen "echten" Mord gibt es allerdings auch, zunächst zwar ohne Leiche, aber eine riesige Blutlache lässt keinen Zweifel daran, dass Jana Leppin nicht mehr lebt. Weil Lossow in der Welpensache nicht locker lässt, finden sich in der Nähe des titelgebenden Welpenfriedhofs alsbald auch die sterblichen Überreste der Altenpflegerin. Die Tiere gehörten einem äußerst unsympathischen Nachbarn der Leppins, weshalb der Mann prompt auch mordverdächtig ist; aber ausgerechnet die achtzehnjährige Tochter des Opfers gibt ihm ein Alibi. 

Die Krimiebene ist interessant und plausibel, zumal die Kombination des deutlich älteren Ivo Klose (Moritz Führmann) und der jungen Fabienne (Ada Philine Stappenbeck) die Handlung um ein reizvolles Nebenthema ergänzt: Klose ist ein "Prepper" und überzeugt, dass die Gesellschaft kurz vor dem Kollaps steht. Fabienne ist von seiner negativen Weltsicht infiziert worden, was zu Konflikten mit ihrer Mutter geführt hat, die sich nach Ansicht der Tochter gemütlich in Richtung Weltuntergang bewegt. Klose wappnet sich für die Zeit ohne Strom und Ordnung, indem er mit der jungen Frau das Überleben in der Wildnis trainiert; wer Tiere mag, wird nicht nur wegen der toten Welpen einige Male wegschauen. 

Natürlich ist die Frage, wer Jana Leppin auf dem Gewissen hat, der Motor der Handlung; das Drehbuch stammt von Dinah Marte Golch und Michael Vershinin, der die Reihe vor zehn Jahren gemeinsam mit Scarlett Kleint und Alfred Roesler-Kleint entwickelt hat (damals noch als Michael Illner). Was "Friedhof der Welpen" aus dem Krimiumfeld herausragen lässt, ist die Umsetzung.

Regie führte Grzegorz Muskala, der auch den Abschluss der letzten Trilogie ("Das Ende einer Reise", 2022) inszeniert hat. Für die Bildgestaltung war diesmal Micha? Grabowski zuständig. Gemeinsam haben sie die Reihentradition der exquisiten Optik fortgesetzt. Gerade die Usedom-Krimis von Uwe Janson waren in dieser Hinsicht exzellent; "Winterlicht" (2019) zum Beispiel machte seinem Titel alle Ehre, die Bilder schwelgten regelrecht in kalter Schönheit. Zumindest einen winterlichen Filmtag lang gilt das auch diesmal; die Aufnahmen verleihen der Insel einen reizvollen morbiden Charme. Die Episode ist geprägt von bläulicher Düsternis, was die Innenaufnahmen umso wärmer wirken lässt.

Grabowski ("Stasikomödie") hat zuletzt unter anderem gemeinsam mit Regisseur Andreas Senn die faszinierenden ästhetischen Konzepte für den ZDF-Krimi "Der Kommissar und die Eifersucht" (2022) und den Auftakt der RTL-Reihe "Sonderlage" (2023) entwickelt. Zweites durchgängiges Qualitätsmerkmal der Reihe sind die Kompositionen von Colin Towns, der für den zwanzigsten Film mit der NDR Radiophilharmonie zusammenarbeiten durfte. Selbst für ungeübte Ohren ist der Unterschied zur digitalen Filmmusik sonstiger TV-Produktionen offenkundig; Towns übertreibt nicht, wenn er sagt, er habe eine "eigene Klangwelt" geschaffen. 

Der Rest ist Familienfernsehen, in mehrfacher Hinsicht: Seit ihr Haus abgebrannt ist, lebt Lossow bei ihrem Neffen Rainer Witt (Till Firit) und dessen Lebensgefährtin Katharina Stozek (Milena Dreißig). Er ist Kommissar, sie Staatsanwältin, weshalb sich die Wege des Trios auch beruflich regelmäßig kreuzen. Mit Jörn Scherer (Jörg Schüttauf) führt Vershinin eine neue Figur ein: Der Tischler soll eine Scheune auf Witts Grundstück für Lossow zum Wohnhaus umbauen. Dadurch lernt sie auch seine Tochter kennen: Eigentlich ist Lara (Lilly Charlotte Dreesen) eine schöne junge Frau, doch eine Gesichtshälfte ist völlig entstellt; und unversehens schließt sich der Kreis zu Ivo Klose. 

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