"Hier wird dem Terrorismus von morgen der Boden bereitet", sagte Berendsen am Mittwoch in Frankfurt am Main. Insbesondere die Plattform TikTok ist nach Berendsens Worten problematisch, was die Verbreitung von Antisemitismus und Falschnachrichten angehe. Sie sei für junge Menschen vielfach Informations- und Unterhaltungsplattform Nummer eins. Zugleich funktionierten dort vor allem verknappte Informationen, eine hohe Emotionalisierung und Gut-Böse-Schemata.
Viele Beiträge und Kommentare seien offene Geschichtsfälschung, sagte Berendsen. Beispielsweise werde behauptet, Juden hätten den Palästinensern ihr Land 1948 weggenommen, was ignoriere, dass Juden schon lange davor dort gelebt hatten. Oder es werde behauptet, Israel habe sich immer gegen friedliche Lösungen gesperrt, was die Verteidigungssituation ausklammere, in der Israel sich befinde.
Die Direktorin der Bildungsstätte, Deborah Schnabel, sagte, es brauche die Zusammenarbeit mit Kreativen im Internet, die solche Falschinformationen in Kommentaren unter ihren Beiträgen erkennen und dem Hass entgegentreten müssten. Ein Pilotprojekt mit solchen Influencer:innen an der Bildungsstätte Anne Frank habe positive Erfahrungen gezeitigt. Solche Projekte brauche es flächendeckend.
Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober habe sich der offene Antisemitismus auf der Straße und im Internet massiv verstärkt, sagte Schnabel. Bei Jüdinnen und Juden in Deutschland brächen derzeit alte Traumata wieder auf, und sie versteckten ihr Jüdischsein. Zugleich sei Gegenrede nur sehr verhalten. Es sei jedoch "die Verantwortung aller, rechte Instrumentalisierung und Diskursverschiebung nicht zuzulassen".