Die Schauspielerin Senta Berger hat in Deutschland fehlendes Wissen über historische Zusammenhänge beklagt. Dies gelte insbesondere im Blick auf die Geschichte Israels und Palästinas, sagte Berger am Sonntag bei ihrer Dankesrede zur Verleihung des Toleranz-Preises der Evangelischen Akademie Tutzing. Berger stellte unter anderem die Frage, warum die Auseinandersetzung mit Antisemitismus nicht Bestandteil der Lehrpläne in Schulen sei. Toleranz bedeute für sie, "zu verstehen, zu differenzieren".
In ihrer Rede warnte die Preisträgerin außerdem vor den Gefahren, die von der Digitalisierung ausgingen, etwa die Möglichkeit, Kriege in Szene zu setzen und zu inszenieren. Im Internet gebe es keine Ethik, keine Moral und keine geeigneten Gesetze, um die Fehlentwicklungen zu bekämpfen, sagte die Schauspielerin.
Die 82-jährige Berger hatte am Sonntag den Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing erhalten. Der Preis war ihr bereits 2020 zugesprochen worden, konnte aber wegen der Corona-Pandemie noch nicht in einem Festakt überreicht werden. Der Schauspieler Gerd Anthoff bezeichnete Berger in seiner Laudatio als eine "großartige Schauspielerin, wundervolle Kollegin, mutige und engagierte Bürgerin und feinen Mitmenschen". Gleichzeitig erinnerte er daran, "dass empathische, feinfühlige, nachdenkliche Menschen wie sie in diesen Zeiten an die Grenzen der eigenen Toleranz stoßen und sich dabei Wunden an Herz und Seele einhandeln".
Mit dem Toleranz-Preis werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten gewürdigt, die sich für die Verständigung zwischen Menschen, Nationen, Religionen und Kulturen einsetzen. Bisherige Preisträger waren etwa die früheren Bundespräsidenten Roman Herzog und Christian Wulff, der Dirigent Daniel Barenboim, der Schriftsteller Henning Mankell, die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der Musiker Peter Maffay sowie der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.