Foto: epd-bild/Thomas Ruffer
Flaggen der EU-Staaten wehen vor dem Gebäude des Europaparlaments in Straßburg, Frankreich.
EKD wirbt für "gemeinsame Zukunft in geeintem Europa"
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht im Zurück zum Nationalstaat keinen Ausweg für die Schuldenkrise der Europäischen Union.

In einem am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Papier befürwortet die evangelische Kirche eine Stärkung des europäischen Zusammenhalts durch mehr Demokratie und Bereitschaft zur Solidarität. Nur ein geeintes Europa könne seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss wahren, für Menschenrechte und eine sozial-ökologische Marktwirtschaft eintreten.

Die Mitgliedschaft in der EU habe ihren Preis. "Europa aber hat vor allem einen Wert", der über eine gemeinsame Währung hinausgehe, argumentiert die EKD. Ein Zerfall der Eurozone könnte die Europäer teurer zu stehen kommen. Neben volkswirtschaftlichen Belastungen wäre mit einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Daraus resultierende Verwerfungen könnten die Werte zerstören, die Europa ausmachten, wie Frieden, Wohlfahrt sowie Gerechtigkeit, heißt es in dem Text "Für eine gemeinsame Zukunft in einem geeinten Europa"

Deutsche wenden sich bisher nicht von gemeinsamer Währung ab

Die evangelische Kirche fordert, Europa müsse als Solidargemeinschaft seine sozialen Konturen schärfen. National und international sollten die Kosten der Krise vor allem von den Stärkeren getragen werden, statt sie durch Abbau von Sozialleistungen aufzubringen oder künftigen Generationen aufzubürden. Wenn es die Politik nicht schaffe, wirtschaftliche Freiheit und soziale Verantwortung im Gleichgewicht zu halten, verlören die Bürger das Vertrauen in ein demokratisches und soziales Europa, mahnt die EKD.

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Nach einer neuen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach gibt es bisher keine Anzeichen, dass sich die Deutschen von der Gemeinschaftswährung und Europa abwenden. Sie sähen die EU-Mitgliedschaft heute positiver als vor einem Jahr. Einer Vertiefung der europäischen Einigung stehe die Bevölkerung ausgesprochen skeptisch gegenüber, berichtet das Institut.

Ökumene zeigt: Einheit in Vielfalt kann gelingen

Auf diese Europaskepsis nimmt das EKD-Papier Bezug. Eine Vertiefung der europäischen Integration werde nur gelingen, wenn Entscheidungen in den "sensiblen Bereichen nationaler Identität" wie etwa in der Kultur- und Sozialpolitik in nationaler Zuständigkeit blieben. Eine "vorschnelle Verlagerung möglichst vieler Entscheidungskompetenzen" auf die Ebene der Europäischen Union drohe dagegen zu einer Entfremdung der Bürger zu führen, heißt es.

Die EKD betont, in der EU lebten 500 Millionen Bürger in Frieden, Freiheit und relativem Wohlstand. "Dies ist ein hohes Gut." Der Zusammenhalt in einem freien, demokratischen und sozialen Europa lohne den Einsatz von Christen und Kirchen. Denn Krise und Einigung Europas gingen die Kirchen unmittelbar an. Das Konzept von Einheit in Vielfalt könne gelingen, argumentiert die evangelische Kirche und verweist auf die ökumenischen Erfahrungen der vergangenen Jahre.