Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Michael Weinrich ist Professor für systematische Theologie an der FU Berlin.
Theologe Weinrich: Keine Konkurrenz um neue Gläubige
Katholische Bischöfe beraten bei ihrer Synode im Rom über das Thema "Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens". Es geht darum, wie der christliche Glaube weitergegeben und neu belebt werden kann. Der evangelische Theologe Michael Weinrich findet das Thema gut: Es biete Chancen für die Ökumene.
18.10.2012
epd
Bettina Gabbe

Der Bochumer Theologieprofessor will in den nächsten Tagen als Vertreter der reformierten Kirchen bei der Bischofsversammlung Gemeinsamkeiten zwischen Katholiken und Protestanten betonen. "Wort Gottes und Sendung der Kirche als Thema der Bischofssynode von 2008 und Evangelisierung jetzt sind Themen, die in protestantischen Ohren sehr nah klingen", sagte Weinrich im epd-Gespräch.

"Es kann nicht darum gehen, dass man sich gegenseitig Konkurrenz macht, obwohl dies immer wieder der Fall ist", sagte Weinrich über die Bemühungen von Katholiken und Protestanten um Verkündigung in der säkularisierten Welt. Es sei bereits ein Gewinn, darin eine gemeinsame Herausforderung zu erkennen. Der Theologe begrüßte, dass nach Ansicht der Bischofssynode die Kirche nicht andere, sondern sich selbst evangelisieren müsse. Dieser Akzent bedeute "Hoffnung für die Ökumene". Denn im ökumenischen Gespräch herrsche bei Fragen nach dem Wesen der Kirche derzeit schließlich "Stillstand".

Ökumene funktioniert nur ohne Drängeln

###mehr-links###Gemeinsames Handeln der Kirchen über Konfessionsgrenzen hinweg wäre nach Weinrichs Ansicht bei ökumenischen Kirchentagen möglich. "Aus der Erfahrung mit zwei Kirchentagen weiß man aber, dass es immer schwierig wird, wenn es konkret wird." Es müsse möglich sein, "dass man gemeinsam für etwas einsteht und gemeinsam sichtbar wird". Jede Kirche könne dabei ihre Eigenheiten beibehalten, betonte der Ökumene-Fachmann.

Im Hinblick auf konkrete Schritte der ökumenischen Annäherung äußerte Weinrich sich skeptisch. "Eine Ökumene, die aufgrund von Drängeln zustande kommt, funktioniert nicht." Es gebe zwar gute Gründe für den Ruf nach Fortschritten, zunächst müssten jedoch erreichte Einigungen umgesetzt werden, forderte Weinrich mit Blick auf die gemeinsame Erklärung über die Rechtfertigungslehre. Das 1999 unterzeichnete Dokument habe bis jetzt jedoch wenig Konsequenzen gehabt.

Wenn Einigkeit über die Rechtfertigungslehre bestehe, müsse die Frage nach dem Abendmahl auch von den Katholiken neu bewertet werden, mahnt der evangelische Theologe. Er habe jedoch den Eindruck, "dass in der katholischen Kirche nur Ökumeniker darüber reden, in der Bischofskonferenz spielt das meines Erachtens keine Rolle".