In ihrer Videobotschaft erklärte die EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus am Montag in Hannover, was einer Kirche der Reformation heilig sein solle. Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, verurteilte mit Blick auf die Situation im Nahen Osten jede Form von Antisemitismus.
Vor allem gehe es um den Glauben, sagte Kurschus: "Christus erlöst uns von der Angst um uns selbst und befreit uns dazu, unsere Nächsten zu lieben." Dazu gehöre zweitens die Gewissheit, dass kein Mensch heiliger ist als der andere, dass jeder mit unverlierbarer Würde ausgestattet ist, dass er ins Leben gerufen ist zum Ebenbild Gottes. Und schließlich gehöre dazu die Überzeugung, dass wir in Gottes Welt wie Brüder und Schwestern zusammenleben sollen: "Und wir können es!"
Zu den brutalen Angriffen der Hamas auf Israel und den barbarischen Akten gegen die Zivilbevölkerung erklärte Fehrs: "Jede Form von Antisemitismus fordert unser unmissverständliches Nein. Er ist menschenverachtend. Gottlos. Nicht zu dulden. Unsere Demokratie ist jetzt angewiesen auf den besonnenen, mitfühlenden, handelnden Menschen. Der weiß, dass Würde kein Konjunktiv ist", hieß es in von der EKD vorab veröffentlichten Auszügen ihrer Predigt zum Reformationstag in der Schlosskirche in Wittenberg.
"Nicht dem nationalen Ego dienen"
Kurschus erklärte, jeder Mensch sei mit unverlierbarer Würde ausgestattet. "Frei bist du dann, wenn du von dir selbst absehen kannst und deinen Mitmenschen dienst statt deinem persönlichen oder nationalen Ego." Deshalb mahnt die EKD-Ratsvorsitzende: "Bewahren wir den Mut, unverdrossen für Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit einzutreten. Das ist mein Wunsch zum Reformationstag."
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD, predigt im BR- Rundfunkgottesdienst zum Thema "Priestertum aller Gläubigen". Darin sagt sie: "Meine evangelische Kirche ist doch eine Beteiligungskirche, in der Ehrenamtliche und Hauptamtliche unterschiedlichster Professionen zusammen Glauben leben und Leben gestalten."
Im Gottesdienst werden junge Menschen in unterschiedlichen Formen ihrem Glauben Ausdruck verleihen. "Öffentlich andere am eigenen Glauben teilhaben lassen – das braucht Mut, das braucht Empowerment und Experimentierfreude", sagt Heinrich. Es gehe darum sich zu zeigen, mit dem eigenen Glauben, verletzlich und doch gestärkt. "Finsteren Zukunftsaussichten zum Trotz. In der Hoffnung, mit Gottes Hilfe was verändern zu können."
Am Reformationstag erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit stieß Luther Veränderungen an, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten.