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13. Oktober, 20.15 Uhr, ARD
TV-Tipp: "Schule am Meer- Familienbande"
Ein angehender junger Fleischer kann kein Blut sehen, eine Hotelbesitzerin muss mutmaßlich Insolvenz anmelden, zwei Schwestern haben seit vielen Jahren aufgrund eines traumatischen Ereignisses keinen Kontakt mehr.

Ganz schön viele ernste Themen, die der zweite Film der ARD-Freitagsreihe "Schule am Meer" behandelt. Hinzu kommt eine offenkundige, aber nicht ausgelebte Romanze. Über allem schwebt zudem zumindest anfangs eine Frage: Wer sind diese Leute eigentlich?

Die Ausstrahlung des Auftakts ("Frischer Wind") liegt fast eineinhalb Jahre zurück, weshalb ein Erklärstück im Stil der "Sendung mit der Maus" nicht verkehrt wäre: "Das ist der Erik. Erik hat seine Heimat im Norden vor dreißig Jahren verlassen, um in die Welt hinauszuziehen und in freier Wildbahn vor laufender Kamera exotische Gerichte zuzubereiten. Seit seinem Abschied hat ihn seine Mutter nicht mehr gesehen. Klingt komisch, ist aber so."

Tatsächlich ist das nur die halbe Wahrheit, wie Katharina Hendricks durch Zufall rausfindet: Zumindest in letzter Zeit handelte es sich bei den vermeintlich fernen Gestaden um den Elbstrand. Nun ist Erik (Oliver Mommsen) zur Freude seiner Mutter (Monika Lennartz) also wieder da. Katharina (Anja Kling) ist weniger begeistert, selbst wenn der dank seiner YouTube-Videos prominente Outdoor-Koch als Gastdozent in der Tat für frischen Wind an ihrer Flensburger Berufsschule gesorgt hat. Sie ist seine Jugendliebe, kann ihn aber nicht leiden; sagt sie jedenfalls. 

Die Konstellation erinnert an die RTL-Erfolgsserie "Der Lehrer", die mit der Erzählung vom verhinderten Liebespaar ganze Staffeln gefüllt hat. Katharina ist allerdings verheiratet, was die Aufgabe für Erik nicht leichter macht. Dass es in ihrer Ehe kriselt, hat nichts mit mangelnder Wertschätzung zu tun; die Rektorin lebt für ihren Beruf, weshalb sich Gatte Bent (Carsten Bjørnlund) bitter beklagt, dass sie kaum noch Zeit füreinander hatten.

Aktuell ist Katharina im Stresstunnel. Sie steht vor einer Herausforderung, mit der das Drehbuch den Fachkräftemangel aufgreift. Die Zahl der Schulanmeldungen sinkt seit Jahren, für die Gastronomieklasse sind es bislang bloß drei, deshalb droht ihr das Aus, und natürlich ist es der unkonventionelle Erik, dem eine Lösung einfällt: Hinter Katharinas Rücken engagiert er für den Tag der offenen Tür kurzerhand die lokale Starköchin Antje Beringer. Es gibt nur ein Problem: Katharina und Antje sind Schwestern, haben aber seit 15 Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt. Selbstverständlich zögert der Film die Information, was damals wohl passiert ist, möglichst lange hinaus. Dass Antje von Anja Klings Schwester Gerritt verkörpert wird, gibt der Konstellation einen zusätzlichen Reiz. 

Davon abgesehen ist es durchaus respektabel, wie es Uwe Kossmann und Markus Hoffmann – das Duo hat auch das Drehbuch zum Auftakt geschrieben – gelungen ist, so viele unterschiedliche Aspekte jeweils seriös zu behandeln, ohne den Film überfrachtet wirken zu lassen (Buchbearbeitung: Hardi Sturm). Besonders bewegend ist die Erzählebene mit Sven (Andreas Warmbrunn), designierter Nachfolger in der väterlichen Fleischerei, der unter einem rätselhaften Ausschlag leidet. Zum Glück muss Michael Lott den Metzger nicht als unsensiblen Patriarchen verkörpern: Dass Tiedgen senior nicht mitbekommt, was in seinem Sohn vorgeht, liegt vor allem daran, dass der Junge ihn nicht enttäuschen will. Zu Tränen rührend ist eine Szene mit einem zum Schlachten vorgesehenen Kalb, das Sven schon seit dessen Geburt kennt. Die Tierliebe des Schülers wirft Eriks Pläne komplett über den Haufen, aber Antje beherrscht die Kunst der Improvisation zum Glück ebenso gut wie er. 

Regie führte diesmal Stefan Bühling, der gegen Ende beim Showkochen für eine Schmeck- und Schnittexplosion sorgt, das Drehbuch ansonsten aber gemäß den Gepflogenheiten des Sendeplatzes umgesetzt hat: Der Film beginnt mit einem Rundflug über Flensburg, die Musik ist gefällig; im Mittelpunkt steht die handlungsreiche Geschichte und selbstredend die Mitwirkenden, allen voran Anja Kling und Oliver Mommsen. Dank seiner pfiffigen Dialoge verkörpert er den heiteren Teil der Tragikomödie praktisch im Alleingang. Ihre Rolle ist allerdings nicht weniger interessant, denn seit einem tragischen Verlust wirft eine düstere Wolke einen Schatten auf Katharinas Leben. Erik, der davon nichts ahnt, ist überzeugt, man müsse sie bloß in Richtung Glück schubsen, weshalb sie prompt das Gefühl hat, er pfusche in ihrem Leben rum. Fortsetzung folgt.

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