Heute verstehe sich diese Kirchengemeinschaft als "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE), sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Donnerstag in der Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek laut Redemanuskript. Sie wolle und solle zu ethischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen gehört werden.
Zentrales Element der Leuenberger Konkordie sei die Haltung einer "Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit". Europa habe nach der Reformationszeit bitter erfahren müssen, welche verheerenden Folgen es haben könne, wenn man einander nicht toleriere und die Rechte von Fremden nicht achte, sagte Kurschus. "Gerade erleben wir wieder, wie gefährdet unsere europäische Ordnung ist - und wie fragil der Friede."
Der Generalsekretär der GEKE, Mario Fischer, betonte die Bedeutung der europäischen Idee für die evangelischen Kirchen. Erst im Februar habe die GEKE beim Europarat den Status einer internationalen Nicht-Regierungsorgansation beantragt. Dies solle den Mitgliedskirchen ermöglichen, mehr Informationen über die Arbeit des Europarats zu erhalten und durch Expertise die Diskurse am Europarat mitzugestalten, sagte der Wiener Pfarrer.
Die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierte Kirche, Susanne Bei der Wieden, räumte ein, es sei keine leichte Aufgabe, Europa und die Kirche in diesen ungewissen Zeiten des Wandels zu gestalten und für die Zukunft aufzustellen. Dennoch hoffe sie, dass auch 2073 noch von der Leuenberger Konkordie berichtet werde.
Mit der am 16. März 1973 in Leuenberg bei Basel verabschiedeten Konkordie erkennen die lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in Europa gegenseitig das Abendmahl und die Taufe, die Ämter und die Art der Verkündigung an. Inzwischen haben 95 Kirchen aus nahezu allen europäischen und einigen südamerikanischen Ländern die Konkordie unterzeichnet. Jüngstes Mitglied der GEKE ist seit September 2022 die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine.