Dieses gefährde die Existenz der mehrheitlich armenischen Bevölkerung der autonomen Region, erklärten am Mittwoch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die katholische Deutsche Bischofskonferenz sowie die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).
Es gebe erschreckende Berichte darüber, wie vom Hunger geschwächte Kinder unter dem Artilleriebeschuss nicht mehr rechtzeitig die Schutzräume erreicht haben, hieß es weiter. Der Anfang der Woche begonnene Angriff aserbaidschanischer Truppen auf die autonome Kaukasus-Region Berg-Karabach drohe zu einer Katastrophe zu führen.
"Es darf nicht geschehen, dass schwere Menschenrechtsverletzungen abseits der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit geschehen", sagte die EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus: "Wir verurteilen die militärische Aggression ebenso wie den Einsatz von Hunger als Waffe."
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, erklärte: "Wir rufen die Bundesregierung und die Weltöffentlichkeit auf, genau hinzuschauen und Aserbaidschan an die Pflicht zu einem humanen Umgang mit der Bevölkerung zu erinnern." Der Konflikt müsse am Verhandlungstisch gelöst werden, statt Fakten durch Vertreibung der einheimischen Bevölkerung zu schaffen".
Die am 20. September vereinbarte Waffenruhe komme einer Kapitulation von Berg-Karabach gleich, erklärten die Kirchenvertreter. Sie fürchten eine bevorstehende "ethnische Säuberung" des Gebiets durch die gewaltsame Vertreibung der etwa 120.000 ethnischen Armenier aus ihrer Heimat.
Der ACK-Vorsitzende, Erzpriester Radu Constantin Miron, befürchtet: "Aufgrund der Machtverhältnisse und der unterschiedlichen Konfliktherde dieser Welt wird kein Land dort einschreiten und für den Schutz der Menschen in Berg-Karabach sorgen. Es darf keine weitere Eskalation der Gewalt geben!" Die Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Beide Kaukasusrepubliken, Aserbaidschan und Armenien, beanspruchen das Gebiet für sich.