Nachdem die Nationalmannschaft am Samstag 1:4 gegen Japan verloren hatte und damit eine weitere Niederlage einsteckte, wurde der Bundestrainer Flick laut Angaben des Deutschen Fußball-Bundes am Sonntag entlassen.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf teilte mit, dass die Nationalmannschaft nach den enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt. Den Sportbeauftragten der EKD und Präses der Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat die Freistellung des Bundestrainers nicht überrascht. Auch er ist der Meinung, dass die Mannschaft einen neuen Impuls braucht. Dennoch sieht er den Erfolgsdruck im Spitzensport kritisch: "Religiös formuliert ist der Abstand zwischen "Hosianna"- und "Kreuzige"-Rufen hier oft extrem kurz. Erst ist "Hansi" die ersehnte Erlöserfigur, dann muss "der Flick" endlich weg." Latzel bezweifelt, dass ein neuer Impuls immer ein neuer Trainer sein muss.
Für den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist Hansi Flick eine herausragende Trainer-Persönlichkeit. Trotzdem gibt es berechtige Erwartungen an die Spitzenmannschaft und deren Leistung ist wichtig. Um Gaben und Fähigkeiten zu entfalten, müsse ein Trainer Vertrauen aufbauen und genauso Vertrauen entgegengebracht bekommen: " Statt 'hire and fire' etwas mehr 'trust the trainer'". Es brauche langfristige Strategien und gemeinsame Haltungen.
Vorübergehend wird der Sportdirektor Rudi Völler Interimstrainer der Nationalmannschaft und begleitet bereits heute Abend das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Frankreich in Dortmund. Manchmal wundert sich Latzel darüber, dass viele Menschen behaupten, sie wüssten, wie ein Bundestrainer seinen Job zu machen habe. Es gäbe viele tolle Spieler, doch daraus eine stimmige Mannschaft zu machen, sei eine hohe Kunst: "Vielleicht etwa so, wie eine Gemeinde zu leiten mit den vielen vorhandenen Gaben in ihr. Das Bild vom Leib und seinen Gliedern in 1. Korinther 12 finde ich dafür passend: Was hilft es, wenn wir alle Stürmer sind? Und: Wenn ein Glied leidet, leiden alle anderen mit."
Mit Blick auf die Zukunft der Nationalmannschaft und den nachfolgenden Trainer wünscht Thorsten Latzel den Fußballern das, was auch kirchlichen Gemeinden gut tut: "Vertrauen in andere und sich selbst, Teamgeist als Bereitschaft sich unbedingt für einander einzusetzen, Freiheit, um seine Fähigkeiten selbst zu entfalten - und fröhliche Dankbarkeit. Das alles sind Geistesgaben, die unseren Gemeinden gut tun und die sicher auch einer Nationalmannschaft helfen können." Dem zukünftigen Bundestrainer wünscht er von Herzen viel Erfolg und Gottes Segen.