Julia Schoch: Das Liebespaar des Jahrhunderts
Eine Frau erzählt die Geschichte ihrer großen Liebe, beginnend mit dem Entschluss, ihren Partner zu verlassen.
Nein, es ist kein bekanntes Liebespaar, wie es der Titel nahelegen mag; dazu würde auch nicht der ungewöhnliche Untertitel "Biographie einer Frau" passen. Dabei ist es sozusagen eine Autobiografie, nicht der Schriftstellerin, sondern ihrer Hauptfigur, der Ich-Erzählerin. Sie zeichnet ihr Leben und das Bild ihres Partners und ihrer Beziehung, denn "erst wenn es festgehalten ist, existieren wir." Und sie beginnt ihre Geschichte mit den Worten, "Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich."
Die Frau reflektiert ihre Liebe, analysiert schonungslos, wirkt oft wie ein Voyeur ihrer selbst und des Mannes an ihrer Seite, den sie nie geheiratet hat; hier und da fühlte ich mich durch die Ausbreitung ihrer Emotionen fast peinlich berührt.
Es fällt schwer, die "Qualität" dieser Liebe richtig zu fassen und zu werten; sehr egozentrisch erscheint die Beziehung, und fast durchweg scheint mir ein vorwurfsvoller Ton durchzuschimmern. Faszinierend vom Ansatz her – aber keine leichte Kost. Astrid van Nahl
Schoch, Julia: Das Liebespaar des Jahrhunderts. Biographie einer Frau. Roman. München: Dt. Taschenbuch Verl. 2023. 190 S. ISBN 978-3-423-28333-5, geb.: 22,00 €
Monica Heisey: Einfach super
Dating-Apps, Harry Styles und Zukunftsängste: Monika Heiseys Debüt erzählt vom ersten Scheidungsjahr einer 28-Jährigen.
Maggie ist 28 und lässt sich nach nicht mal zwei Ehejahren scheiden. Das würde sie gern mit viel Größe und Eleganz hinnehmen - die Realität sieht aber anders aus. Maggie fühlt sich hängengelassen, aufgeschmissen - und ganz und gar verloren. Wer ist sie eigentlich außerhalb ihrer Beziehung? Mit wem isst sie jetzt Sonntagabends Pad Thai, und warum gehörten alle wichtigen Möbelstücke in der gemeinsamen Wohnung nur ihrem Ex?
Zum Glück kann sie sich auf einen bunten Freund:innenkreis und ihre großherzige, aber strenge Chefin verlassen, die ihr dabei helfen, das erste Scheidungsjahr zu navigieren. Dabei spielen jede Menge Dating-Apps, nächtliche Google-Suchen und Träume, in denen Harry Styles die Hauptrolle spielt, genauso eine Rolle wie die Angst vor der Klimakrise, finanzielle Nöte und selbstverständlich Herzschmerz.
Die Kanadierin Monika Heisey legt einen ausgesprochen witzigen Erstlingsroman vor - so nah dran an der Generation Millennial, wie nur möglich. Mara Becker
Heisey, Monica: Einfach super. Roman. Hamburg: Atlantik 2023. 381 S. ISBN 978-3-455-01558-4, geb.: 24,00 €
Tom Liehr: Freitags bei Paolo
20 Jahre Freitagabends beim Lieblingsitaliener.
Marie und Clemens lernen sich auf einer privaten Milleniumssylvesterfeier 1999 kennen. Sie sind die einzigen beiden Gäste auf dieser Party, die den Jahreswechsel nicht vorsichtshalber in einem Schutzraum verbringen wollen. Gemeinsam starten sie deshalb in einem kleinen italienischen Restaurant um die Ecke in das neue Jahr 2000. Aus den beiden wird ein Paar, sie heiraten, bekommen Kinder und machen Karriere.
Ein Ritual wird für 20 Jahre eine feste Institution in ihrem Leben: der Freitagabend bei Paolo. Nach 20 Jahren bemerken die beiden, dass Ihr Liebe sich verändert hat und mehr Routine eingekehrt ist. Sie beschließen, getrennte Wege zu gehen, um nicht der Gefahr zu erliegen, aus Gewohnheit beieinander zu bleiben.
Obwohl sowohl Marie als auch Clemens den jeweils anderen schmerzlich vermissen und auch die Arbeit diese Lücke nicht füllen kann, bleiben sie bei Ihrer einmal getroffenen Entscheidung. Den Rest ihres Lebens schwingt die Frage mit, ob die Trennung richtig war oder ob die beiden nicht auch mit mehr Gewohnheit in der Beziehung ein glücklicheres und zufriedeneres Leben geführt hätten.
Eine schöne Liebesgeschichte um die Frage, wie perfekt die Beziehung und der Partner/die Partnerin sein müssen. Mit einem Ende, das nachdenklich stimmt. Lina Francke-Weltmann
Liehr, Tom: Freitags bei Paolo. Roman. Tom Liehr. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verl. 2022. 412 S. ISBN 978-3-7466-3940-6, kt.: 14,00 €
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