Überall in Deutschland ständen "mitten in den Dörfern und Städten zentrale, prägende, oft denkmalgeschützte Gebäude zur Disposition", heißt es in einem Beitrag des Beauftragten für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion in der in Freiburg erscheinenden "Herder-Korrespondenz" (September-Ausgabe): "Das ist eine einmalige Chance, zu Nachnutzungen zu kommen, die allen dienen."
Der Professor für Nachhaltiges Management an der Hochschule der Wirtschaft für Management in Mannheim räumte ein, dass die Aufgabe von Kirchengebäuden ein schmerzhafter Prozess sei, besonders, wenn die Generationen noch leben, die geholfen haben, die Gebäude zu errichten - auch wegen der persönlichen Erinnerungen an Taufen oder Hochzeiten.
"Obwohl die Aufgabe von Immobilien angesichts der prognostizierten Entwicklung von Mitgliedern und Kirchensteuereinnahmen zwingend ist, treibt sie doch mancherorts auch noch die besonders Engagierten enttäuscht aus der Kirche", gibt Castellucci zu bedenken. Dennoch müssten die beiden großen Kirchen "bis 2060 bis zu 40.000 Immobilien verkaufen". Allerorten liefen Prozesse, "von welchen Gebäuden man sich trennen will oder muss."
Die Kirchen müssen laut Castellucci ihren Sinn und Zweck neu beantworten. Nirgendwo stehe geschrieben: "Baut euch Häuser und verkriecht euch darin, hängt euer Herz an alles, was ihr angehäuft habt!" Weniger Immobilien, "in denen es unten schimmelt, oben reinregnet und um die herum niemand mehr die Hecken schneiden will" könnten auch eine Chance auf Neubesinnung sein. "Wer offen sein will für Neues, muss in der Regel erst einmal Platz schaffen und loslassen", mahnt der SPD-Politiker.