iStockphoto
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Borowski und der freie Fall" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Borowski und der freie Fall", 14. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Der bekannte Autor Dirk Sauerland ist tot. Ob es sich um Mord oder Suizid handelt, kann nicht restlos geklärt werden. Allerdings hatte der Mann die Veröffentlichung einer spektakulären Enthüllungs-Story angekündigt.

Schon allein wegen Axel Milberg ist der "Tatort" aus Kiel eine sichere Bank. Aber der NDR sorgt außerdem immer wieder dafür, dass es der mittlerweile gar nicht mehr so mürrische Ermittler regelmäßig mit ausgesucht rätselhaften Morden zu tun hat. "Borowski und der freie Fall" heißt das jüngste Werk, und den Titel darf man getrost doppelt deuten, denn es geht dabei um nicht weniger als eines der größten politischen Traumata in der jüngeren Politgeschichte Schleswig-Holsteins: Wenn der Hauptkommissar gemeinsam mit seiner eifrigen jungen Kollegen Sarah Brandt (Sibel Kekilli) nach Genf fährt, ist dies gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit.

Fußnote zur Barschel-Affäre

Die Geschichte beginnt mit dem Ableben des bekannten Autors Dirk Sauerland. Ob es sich um Mord oder Suizid handelt, kann nicht restlos geklärt werden. Allerdings hatte der Mann die Veröffentlichung einer spektakulären Enthüllungs-Story angekündigt. Auf seiner Yacht findet die Polizei Fotos aus den Achtzigern. Nach weiteren Recherchen stoßen Borowski und Brandt auf eine faszinierende Fußnote zur Barschel-Affäre: Gemeinsam mit einem Fotografen war Sauerland am Abend des 10. Oktober 1987 im Genfer Hotel Beau Rivage, wo tags drauf der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel tot in einer Badewanne gefunden worden ist. Während sich Brandt durch einen etwas ominösen Zeugen in ihren wilden Verschwörungstheorien bestärken lässt, bleibt Borowski gelassen; er gehörte damals zur Ermittlungsgruppe. Aber dann packt ihn ebenfalls das Jagdfieber; erst recht, als auch der Fotograf ermordet wird.

Die Idee zur Geschichte stammt von Fred Breinersdorfer, das Drehbuch schrieb Eoin Moore, der auch Regie führte. Der gebürtige Ire ist unter anderem Schöpfer des Rostocker "Polizeiruf"-Teams und beweist hier erneut sein Talent für komplexe Geschichten mit vielschichtigen Charakteren. Im Grunde ist der Fall Barschel bloß eine Ebene von vielen. Nicht minder verstrickt in den Todesfall des Autors sind ein frisch ernannter Minister, den eine tunlichst geheimgehaltene homosexuelle Beziehung mit Sauerland verband. Auch sonst hat dieser Politiker, der in der Verkörperung durch Thomas Heinze verblüffend an Christian Wulff erinnert, einiges zu verbergen. Undurchschaubar ist zudem die Rolle einer Talkshow-Moderatorin (Marie-Lou Sellem). Sie war Sauerlands Ex-Frau und weiß mehr über den Fall, als sie zugeben will.

Natürlich ist der Film ein Fest für Verschwörungstheoretiker, und wenn Borowski schließlich sogar einen Videofilm aus der Todesnacht Barschels findet, wähnt man sich endgültig in einem jener amerikanischen Thriller aus den Siebzigern ("Zeuge einer Verschwörung", "Die drei Tage des Condor"), in denen finstere Mächte stets verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Prompt mischt in "Borowski und der freie Fall" auch der Bundesnachrichtendienst mit.

Autor:in
Keine Autoren gefunden

Wie sich das für Filme dieser Art gehört, wirft jede gefundene Antwort gleich mehrere Fragen auf. Trotzdem gelingt es Moore, die Geschichte selbst für jene spannend zu gestalten, die zu jung sind, um sich noch detailliert an den exakt 25 Jahre zurückliegenden Fall Barschel zu erinnern. Spannend ist der Film ohnehin, wenn auch nicht vordergründig im konventionellen Krimisinn. Dass sich Tom Buhrow bereit erklärt hat, in einer Gastrolle (als er selbst) mitzuwirken, klingt nach Spielerei, ist aber schlüssiger Bestandteil der Handlung. Garant dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht, war die Fachberatung durch Winfred Tabarell: Er war 1987 Leiter der Polizeidirektion Schleswig-Holstein und hatte die Aufsicht über jene Ermittlungsgruppe, der im Film auch der junge Borowski angehörte.