Seine Mimik ist legendär - ein Zucken hier, ein Grinsen da, ein Lächeln, das zwischen misstrauisch und maliziös changiert: Seit Mitte der 1970er Jahre fasziniert Robert De Niro die Kinofans. Am 17. August wird der Schauspieler mit den mittlerweile silbergrauen Haaren, einem kleinen aber markanten Wangenfleck und dem vergnügten Lächeln runde 80 Jahre alt. Und er steht auch heute noch gern vor der Kamera, ob als Opa in Klamauk-Komödien wie "Immer Ärger mit Grandpa" (2020) oder aktuell als zwielichtiger Wohltäter in Martin Scorseses "Killers of the Flower Moon". Im Stil eines altmodischen Westerns erzählt der Film von Mordtaten im Indianerreservat der Osage, wo gewaltige Ölvorkommen lagern.
Das Werk, das jüngst auf den Filmfestspielen von Cannes Premiere hatte, ist De Niros zehnter gemeinsamer Film mit Scorsese. Beide wuchsen in derselben Nachbarschaft in New Yorks "Little Italy" auf. Ihre Zusammenarbeit begann 1973 mit dem Großstadtdrama "Hexenkessel". "Heute sind wir so eng verbunden, und haben all diese Filme zusammen gedreht. Ich finde das immer noch erstaunlich", sagte De Niro der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" im Mai.
Zu "all diesen Filmen" gehören die Klassiker "Taxi Driver" (1976), "GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" (1990) und knapp 30 Jahre später "The Irishman" (2019), der von kriminellen Machenschaften zwischen Gewerkschaften und Mafia erzählt. De Niro beeindruckt hier als ehemaliger Mafiakiller, der alt und gebrechlich im Rollstuhl sitzt und aus seinem von Gewalt bestimmten Leben erzählt.
Geboren wurde Robert Anthony De Niro Jr. 1943 in New York, für ihn "die aufregendste Stadt der Welt", wie er 2013 in einem Interview sagte. Seine Urgroßeltern kamen aus Italien, die Familiengeschichte sei aber auch irisch geprägt. Mutter Virginia schrieb Gedichte, Vater Robert war expressionistischer Maler und Bildhauer - "ein komplizierter Mann", beschreibt De Niro ihn.
Robert Jr. tingelte anfangs durch Provinztheater und ging zu allen offenen Castings: "Ich hatte nicht mal einen Agenten." Der Durchbruch kam 1970: Roger Corman engagierte den jungen De Niro für den Gangsterfilm "Bloody Mama" als drogensüchtigen Sohn der Bandenchefin Ma Barker.
30 Kilo Übergewicht angefuttert
De Niro bereitet sich akribisch auf jede Rolle vor. In dem Mafia-Film "Die Unbestechlichen" (1987) trat er als Al Capone mit Halbglatze und so massig wie dieser vor die Kamera. Für den Musikfilm "New York, New York" (1977) lernte er Saxofon spielen. Und um das tragische Scheitern des Boxers Jake LaMotta in Scorseses Klassiker "Wie ein wilder Stier" (1980) überzeugend zu vermitteln, absolvierte er ein Box-Training und futterte sich 30 Kilo Übergewicht an.
In weit über 100 Filmen hat er mitgespielt und viele durch seine intensive Darstellung geprägt. Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit zwei Oscars - für "Wie ein wilder Stier" und "Der Pate II" - und einem Berlinale-Bären.
Charakterdarsteller De Niro scheint gleichsam instinktiv in die jeweilige Figur zu schlüpfen - wie in den psychisch gestörten Vietnam-Veteranen Travis Bickle in "Taxi Driver" oder den psychopathischen Quälgeist Max Cady in "Kap der Angst" (1991). Unverwechselbar ist seine Stimme: rau, brüchig, mit sarkastischem Unterton. Dieses Besondere bringt besonders Christian Brückner in der deutschen Synchronisation der Filme zum Ausdruck. Seit "Der Pate II" (1974) ist Brückner De Niros wichtigste deutsche Stimme.
Mit seiner Firma "Tribeca" ist De Niro zugleich als Produzent aktiv. Zweimal hat er auch Regie geführt, 2006 bei dem Thriller "The Good Shepard" und 1993 bei "In den Straßen der Bronx", der Geschichte eines Busfahrers, der seinen Sohn vor dem Abrutschen in die Kriminalität bewahren will. Der Star ist ein Fan des Kinos: "Die Erfahrung, einen Film in einem Kinosaal auf großer Leinwand zu sehen, ist etwas ganz Besonderes, das sich durch nichts ersetzen lässt."
Im Frühjahr startete in Deutschland sein Film "Und dann kam Dad", in dem der er sich als traditionstreuer Friseur sizilianischer Herkunft mit den künftigen Schwiegereltern seines Sohnes fetzt - ein heftiger Zusammenprall der Kulturen.
"Ich muss das glauben, was ich im Drehbuch lese, dann bin ich interessiert", sagte er über den Film im "FAZ"-Interview. Und mit Familienbanden kennt er sich aus: Mit 79 wurde er dieses Jahr zum siebten Mal Vater, seine Partnerin Tiffany Chen brachte Tochter Gia zur Welt. Seine sechs weiteren Kinder stammen aus mehreren früheren Beziehungen und Ehen, und Großvater ist er auch.