Die Ergebnisse der Generationenforschung scheinen eindeutig zu sein: Junge Erwachsene messen der Karriere und der beruflichen Selbstverwirklichung keine große Bedeutung mehr bei - Stichwort "Work-Life-Balance". Zwar seien sie durchaus karriereorientiert, doch eben nicht um jeden Preis. Und: die Generation Z strebt nicht mehr nach hohem individuellen Wohlstand, sondern setzt eher auf finanzielle Sicherheit.
Für Unternehmen stellt das eine große Herausforderung dar. Sie sind zwingend auf Nachwuchs angewiesen - und können sich schon deshalb dem Wunsch von Bewerbern nach der Vier-Tage-Woche, dem Homeoffice oder "Workation", der Kombination von Arbeit und Urlaub, kaum mehr verweigern. Der Bildung- und Sozialforscher Klaus Hurrelmann sieht die Unternehmen vor die Frage gestellt: "Wie gehe ich mit denen um, ohne die Nerven zu verlieren?"
Angesichts von zwölf Millionen Angehörigen der zwischen etwa 1996 und 2009 Geborenen müssten sich die Firmen auf sie einzustellen. Hurrelmann ist überzeugt, dass die jungen Menschen ihre Maßstäbe durchsetzen. Firmen müssten "Generationenmanagement" betreiben - die Vorstellungen der Generation Z in ihre Teamstruktur und Arbeitsweise einbeziehen.
"Die Freizeit ist schon wichtig", bestätigt Tobias Oettl (23). Seine Meinung teilt auch der 22-jährige Ludwig Wiedemann. Beide arbeiten in der IT-Branche, beide wohnen in kleinen Gemeinden in Oberbayern. Über die prägenden Lebensumstände dieser Alterskohorte sagt Hurrelmann: "Diese Generation teilt die gleiche Erfahrung einer sehr speziellen Mischung aus Wohlstandsgesellschaft und Krisen."
"Jugend sucht Sicherheit und Sinn"
Und das hat Folgen für deren Lebenseinstellung. Die Studie "Deloitte Millennial Survey 2022" belegte das große Bedürfnis der jungen Erwachsenen nach Konstanz im Job. 31 Prozent gaben an, in den nächsten fünf Jahren bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. 18 Prozent möchten zudem mit kürzeren Arbeitszeiten experimentieren. In der Shell Jugendstudie 2019 heißt es: "Ein Arbeitsplatz soll vor allem Sicherheit bieten und es den Jugendlichen ermöglichen, etwas Sinnvolles zu tun."
Stand noch bei der Generation der Babyboomer (geboren zwischen 1955 und 1964) die Arbeit und der berufliche Aufstieg an erster Stelle, so ist das bei der Generation Z nicht mehr der Fall. Im Gegenteil. Statt der Arbeit stehen nunmehr Familie und Freunde an erster Stelle, das private Leben wird hoch gewichtet. Diese Einstellung basiert auch auf sehr günstigen Bedingungen am Arbeitsmarkt, die sich die junge Generation zunutze macht. Hurrelmann: "Die Firmen lechzen geradezu nach Mitarbeitern." Besonders in der IT-Branche.
Sowohl Ludwig Wiedemann als auch Tobias Oettl haben eine Informatiklehre gemacht und sind mittlerweile berufstätig. Wiedemann ist bei einem großen Autobauer angestellt und absolviert zusätzlich ein Informatik-Studium. Oettl arbeitet für eine Firma, die Server-Provider anbietet. "Ich habe das Glück, in einer Branche zu arbeiten, die sehr gefragt ist", sagt er. Auch Wiedemann ist "voll zufrieden" mit seiner Arbeit. Er betrachtet die IT-Branche als sehr zukunftssicher.
Die beiden jungen Männer haben auch gemeinsam, dass sie ihre Arbeitszeit größtenteils im Homeoffice verbringen. Oettl: "Das funktioniert für mich sehr gut, spart Zeit". Wiedemann kennt es seit dem Abschluss der Lehre gar nicht anders.
Für Hurrelmann ist die Generation Z eine Generation, die neben der Wohlstandserfahrung angesichts von Krisen wie Corona, dem Krieg in der Ukraine oder dem Klimaproblem sehr verunsichert ist, auch psychisch. Oettl sagt, "Zukunft" sei ein schwieriges Thema, er habe das Gefühl, die Gesellschaft drifte ab, die Leute würden egoistischer. Aber die Welt entwickle sich auch positiv. Für Wiedemann ist der Krieg in der Ukraine "weit weg". Und beim anderen großen Krisenthema, dem Klimawandel, ist er eher zuversichtlich, dass das doch "irgendwie schon klappen wird".