Symbolische Darstellung von Leihmutterschaft mit Holzfiguren
© Andrii Yalanskyi/iStockphoto/Getty Images
Die Landeskirche Braunschweig und der Domkantor Gerd-Peter Münden trennen sich im "gegenseitigen Respekt".
Leihmutterschaft
Landeskirche und Domkantor einigen sich
 Die evangelische Landeskirche Braunschweig und der Braunschweiger Domkantor Gerd-Peter Münden (57) haben ihre rechtlichen Auseinandersetzungen in einem außergerichtlichen Vergleich beigelegt.

Wie die Landeskirche am Freitag (11.08.2023) mitteilte, werde Mündens Anstellungsverhältnis in gegenseitigem Einvernehmen zum 31. August beendet, bis dahin sei er vom Dienst freigestellt.

Die Landeskirche hatte den seit 1999 am Dom beschäftigten Kirchenmusiker im März 2022 fristlos entlassen, weil er mit seinem aus Kolumbien stammenden Ehemann eine Leihmutterschaft in dem südamerikanischen Land beauftragen wollte.

Daraufhin hatte Münden gegen die Entlassung beim Arbeitsgericht Braunschweig geklagt und Recht bekommen. Auch ein Berufungsverfahren vor dem Landesarbeitsgericht Hannover wurde zugunsten des Kantors entschieden. Zuletzt hatte er sich mit einer weiteren Klage vor dem Arbeitsgericht Braunschweig gegen Aussagen des braunschweigischen Landesbischofs Christoph Meyns zum Thema Leihmutterschaft gewandt.

Münden sagte am Freitag, er und sein Mann hätten sich nach dem Urteil des Braunschweiger Arbeitsgerichtes entschieden, eine Familie zu gründen. Inzwischen seien sie seit acht Wochen Eltern eines durch eine kolumbianische Leihmutter zur Welt gebrachten Sohnes. "Nun möchte ich an einem Ort arbeiten, an dem ich mit meiner Familie willkommen bin."

Theologisch-ethische Kritik an der Leihmutterschaft

Der Pressesprecher der Landeskirche Braunschweig, Michael Strauß, sagte, der Vergleich ermögliche der Landeskirche, die neu aufgestellte Kirchenmusik am Braunschweiger Dom "geordnet und in Frieden" fortzusetzen. Dies sei aus Sicht der Landeskirche leitend für die Einigung gewesen. Der geschlossene Kompromiss dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Landeskirche bei ihrer theologisch-ethischen Kritik an der Leihmutterschaft bleibe. Dass der einstige Domkantor inzwischen ein Kind habe, bestätige die Landeskirche zudem in ihrer Überzeugung, "dass es Herrn Münden stets darum ging, eine Leihmutterschaft konkret zu realisieren und dieses Vorhaben nicht nur ein Gedankenspiel war".

Über den Inhalt der jetzt getroffenen Vereinbarung sei beiderseitiges Stillschweigen vereinbart worden, alle Rechtsstreitigkeiten seien nun erledigt, teilte die Landeskirche in einer gemeinsamen Erklärung mit. Darin heißt es, man trenne sich "in gegenseitigem Respekt" voneinander. "Beide Seiten haben ihren Beitrag zu dieser Lösung geleistet. Damit wird dem Dom die Möglichkeit gegeben, die derzeitige Spaltung zu überwinden."