Papst Franziskus hat am Sonntagmorgen vor einem in die Millionen gehenden Publikum die Abschlussmesse des 37. Weltjugendtages gefeiert. "Habt keine Angst", war die Hauptbotschaft, die der Papst in seiner Ansprache jungen Pilgernden aus aller Welt in Lissabon mehrfach zurief.
Franziskus gab dabei auch den Austragungsort des 38. Weltjugendtages bekannt: Dieser soll 2027 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul stattfinden.
Zum Ende des sechstägigen Treffens sagte der Pontifex: "Jesus selbst schaut euch jetzt an, er, der euch kennt und in euer Inneres blickt. Er sagt euch heute an diesem Weltjugendtag in Lissabon: Habt keine Angst." Laut den Veranstaltern waren rund 1,5 Millionen Pilgerinnen und Pilger zum Abschluss-Gottesdienst in den Tejo-Park gekommen.
Nach einer bereits am Samstag gezogenen Bilanz der Deutschen Bischofskonferenz und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hatten sich 600.000 Jugendliche und junge Erwachsene als Teilnehmende registriert. An einzelnen Veranstaltungen nahmen aber weitaus mehr Menschen teil, unter anderem an einer Kreuzwegandacht am Freitagabend 800.000 oder an einer Abendandacht am Samstag rund 1,5 Millionen Personen.
Neben den Auftritten vor großem Publikum kam der Papst unter anderem mit ukrainischen Jugendlichen und Opfern sexuellen Missbrauchs zusammen. Der 86-Jährige machte auch einen Abstecher in den portugiesischen Wallfahrtsort Fátima, wo er mit kranken Jugendlichen den Rosenkranz betete.
Auch schwierige Themen waren präsent
Der Weltjugendtag in Lissabon wurde von Dienstag an bunt und lebendig gefeiert. Dominierend waren Bilder der Ungezwungenheit. Papst Franziskus wirkte nach den Sorgen der vergangenen Wochen um seinen Gesundheitszustand ausgelassen und spontan.
Gleichwohl seien auch politische Themen präsent. "Bei allem Schönen sind die Probleme auf dem Weltjugendtag nicht ausgeklammert worden", bilanzierte der Vorsitzende der Jugendkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Wübbe, bereits am Samstag. Gerade das Thema sexualisierter Gewalt war nach Darstellung des Osnabrücker Weihbischofs in Lissabon präsent.
Frust über fehlende Reformen
BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach sagte, es sei "eine tiefe Enttäuschung über sexualisierte Gewalt in der Kirche und deren Vertuschung" spürbar gewesen: Viele seien wegen fehlender Reformen frustriert, "besonders im Blick auf Machtstrukturen, die Anerkennung queerer Menschen und die Gleichberechtigung von Frauen und nonbinären Personen". Viele junge Menschen thematisierten außerdem die Frage, ob und wie lange sie selbst noch in dieser Kirche bleiben könnten.
Der Papst selbst lenkte wiederholt die Aufmerksamkeit auf den Krieg in der Ukraine. In seiner ersten Rede in Lissabon hatte Franziskus am Mittwoch "das Fehlen eines mutigen Friedenskurses" in der Europäischen Union beklagt. In der Abschlussmesse nannte er die Teilnehmenden "ein Zeichen des Friedens für die Welt".
Auch warnte der Papst vor den Auswirkungen der sozialen Medien. "Wir werden nicht strahlend, wenn wir uns ins Rampenlicht stellen, wenn wir ein perfektes Bild abgeben und uns stark und erfolgreich fühlen", sagte er am Sonntag. "Wir leuchten, wenn wir Jesus annehmen und lernen, so zu lieben wie er."
Franziskus war am Mittwoch in die portugiesische Hauptstadt gekommen, um dort mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen den 37. Weltjugendtag zu begehen. Der Besuch in Lissabon war seine 42. Auslandsreise und die erste seit einer Darm-Operation im Juni dieses Jahres.
Das Treffen in Lissabon stand unter dem Leitwort "Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg". Bisherige Weltjugendtage fanden unter anderem in Panama (2019), Krakau (2016), Rio de Janeiro (2013), Madrid (2011), Sydney (2008) und Köln (2005) statt. Der Weltjugendtag in Lissabon war ursprünglich für das Jahr 2022 geplant gewesen, wurde aber wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben.