Nach anhaltender Kritik konservativer Christen und Hetze gegen die Gemeinde wird die Ausstellung mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim in der Nürnberger Kirche St. Egidien dauerhaft geschlossen. Das habe der Kirchenvorstand am Donnerstagabend einstimmig entschieden, teilte Pfarrer Martin Brons mit.
Zu der Ausstellung habe die Kirchengemeinde seit der Eröffnung am Freitag vergangener Woche viel Zuspruch, doch auch ernst zu nehmende Kritik erhalten. Zahlreiche Menschen hätten sich in ihrem religiösen Empfinden verletzt gefühlt, schrieb Brons in einem auf Facebook veröffentlichten Statement. Rosa von Praunheim bedauerte das Ende der Ausstellung.
Brons wies aber auch darauf hin, dass es in erheblichem Maß Hass, Hetze, Unterstellungen und unbelegte Vorwürfe gegeben habe. "Der Kirchenvorstand sieht in dieser Atmosphäre von Verunsicherung, Verletzung und Wut aktuell keine Möglichkeit mehr, einen zielführenden und versöhnenden Diskurs zu führen", heißt es in der Mitteilung weiter. Er sei jedoch davon überzeugt, dass eine Diskussion über Homosexualität und Kirche, über Queerness und weiterführende Fragen zur Sexualität in der Kirche geführt werden müsse.
Die Ausstellung war am vergangenen Freitag als Programmbestandteil der "Pride Weeks" des Christopher Street Days Nürnberg eröffnet worden - nach massiver Kritik und Anfeindungen wurde sie am Montagabend zunächst vorübergehend geschlossen. Die gezeigten Bilder setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokante, teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen.
Bilder hinter Vorhang mit Hinweis: Nur für Erwachsene
Einige der Bilder befanden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet sind. Die Ausstellung wolle sich kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen, hieß es.
Im Interview mit der Zeitung "Nürnberger Nachrichten" (Freitag) sagte Praunheim, er finde es "wunderbar", dass die Ausstellung vorübergehend geschlossen wurde. "Es ist doch toll, dass mit der Schau Aufmerksamkeit für das Thema geschaffen worden ist", sagte er. Dem Evangelischen Pressedienst sagte er nach Bekanntgabe der kompletten Absage des Kirchenvorstands am Freitag, er sei enttäuscht: "Es wäre schön gewesen, weiter Diskussionen auszulösen."
"Atmosphäre von Verunsicherung, Verletzung und Wut"
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche kritisierte, dass die Ausstellung offensichtlich nicht wegen der gezeigten Bilder abgebrochen worden sei, sondern wegen der "Atmosphäre von Verunsicherung, Verletzung und Wut". Ihr Sprecher Thomas Pöschl sagte, offenbar müsse man nur das Maß an Hetze hoch genug schrauben, "dann wiegt es nichts mehr, dass mit der Ausstellung die Verletzungen der queeren Personen durch die Kirchen einer Heilung und Versöhnung näher gebracht werden sollten".
Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern würdigte die Entscheidung des Kirchenvorstands. Es sei "echt evangelisch", gemeinsam um eine so schwierige und kontroverse Frage respektvoll zu ringen, teilte ihr Büro mit.
Der evangelische Theologe Peter Dabrock, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, schrieb auf Twitter, er finde die Absage "schwer bedauerlich", weil die Kirche nicht mutig gegen Queerfeindlichkeit stehe.
Praunheims Bilder werden seiner Auskunft zufolge erneut zu sehen sein: ab Anfang Oktober in der Galerie "Kunstbehandlung" in München und ab Anfang Dezember in der Kunstkantine in Hamburg.