epd: Frau Holsten, was muss ich beachten, wenn ich Fotos aus dem Urlaub in den sozialen Medien poste?
Cornelia Holsten: Man sollte sich vorher überlegen, an wen man die Fotos schickt, auf welcher Plattform man sie postet und wer sie dort sehen kann. Den WhatsApp-Status können je nach Einstellung alle sehen, mit denen Sie irgendwann einmal die Telefonnummer getauscht haben. Aber nicht jeder ist daran interessiert, Geschäftspartner in Badekleidung zu sehen.
Bei den sozialen Netzwerken besteht allerdings so gut wie immer die Möglichkeit, den Kreis der Adressaten und Adressatinnen einzugrenzen. Sie können den Account auf privat stellen oder die Statusanzeige bei WhatsApp nur für ausgewählte Personen freigeben. Auch in Ihrem analogen Fotoalbum lassen Sie schließlich nicht jeden blättern.
Es gibt aber noch immer eine unfassbar große Sorglosigkeit im Umgang mit Fotos im Netz. Was wirklich wichtig ist: Urlaubsbilder mit unbekleideten oder leicht bekleideten Kindern gehören weder in die sozialen Medien noch in den WhatsApp-Status!
Sie sagen das so mit Nachdruck?
Das Risiko, dass Bilder auch in pädophilen Kreisen landen, ist groß.
Cornelia Holsten: Es kann sehr schnell passieren, dass diese Bilder in allen möglichen Ecken des Internets landen. Ein Screenshot ist schnell gemacht. Selbst wenn man sie nur mit einem kleinen Kreis geteilt hat: Das Risiko, dass Bilder auch in pädophilen Kreisen landen, ist groß. Und das ist ein Risiko, das man nicht eingehen muss, weil es ja überhaupt keinen zwingenden Grund dafür gibt, solche Bilder zu teilen.
Man kann mit einem Foto, dass nur die Sandburg am Strand und eine Schaufel zeigt, genauso gut dokumentieren, dass man mit den Kindern im Urlaub viel Spaß hat. Der alte Satz "Das Internet vergisst nie" stimmt nach wie vor.
Welche Auswirkungen hat das über den Moment hinaus?
Cornelia Holsten: Eltern posten solche Bilder in der Regel, weil sie stolz auf ihre Kinder sind. Aber die Kinder finden es vielleicht nicht sehr witzig, wenn sie später mit 17 oder 18 Jahren Bilder im Netz entdecken, die sie als Kleinkind mit voll gekleckertem Lätzchen oder auf dem Töpfchen zeigen.
Ich kenne niemanden, der sich wünschen würde, solche Bilder von sich im Netz zu finden. Das sollte man seinen Kindern nicht antun. Auch im Laufe der Jahre wird es nicht leichter, solche Bilder aus dem Netz wieder herauszubekommen.
Wie ist es generell, wenn andere Personen mit auf dem Bild sind?
Cornelia Holsten: Eigentlich sollte es schon aus ethischen Gründen eine Selbstverständlichkeit sein, so viel Respekt vor den Mitmenschen zu haben, dass man sie immer vorher fragt. Das empfiehlt schon der gesunde Menschenverstand. Und die Rechtslage ist hier erfreulich ähnlich. Die Menschen, die unmittelbar gezeigt werden, haben das Recht am eigenen Bild. Das ist im Kunsturhebergesetz so geregelt. Die Bilder dürfen nur mit Zustimmung gezeigt werden.
"Es wird ein Foto aufgenommen, bei einer wilden Party oder bei einem gemütlichen Grillabend. Ein paar Tage später landet es auf Facebook."
Daran sollte man nicht nur mit Blick auf fremde Menschen denken, sondern auch dann, wenn es um die eigene Familie oder Freunde geht. Doch immer häufiger kommt es vor, dass Menschen das offenbar vergessen. Es wird ein Foto aufgenommen, bei einer wilden Party oder bei einem gemütlichen Grillabend. Ein paar Tage später landet es auf Facebook, und abgebildete Personen wusste davon nichts.
Wenn Personen mehr oder weniger zufällig auf einem Foto landen, ist das dagegen in Ordnung. Wenn Sie an der Strandpromenade ihre liebste Person fotografieren, und es laufen andere Menschen durchs Bild, geht das. Ähnlich ist es, wenn Sie im Urlaub eine Sehenswürdigkeit fotografieren und es stehen Menschen davor - nur sollten Sie die Kamera nicht direkt auf die Menschen halten.
Gibt es auch Einschränkungen, welche Gebäude ich fotografieren darf?
Cornelia Holsten: Alle Gebäude, die Sie von öffentlichen Wegen aus einsehen können. Das ist eine große Bandbreite. Das gilt allerdings nur für das Gebäude von außen. Für das Innere gilt, dass die Eigentümer jeweils das Hausrecht haben und entscheiden dürfen. Das kennt man aus manchen Museen, in denen keine Fotos gemacht werden dürfen.
Wenn ich Fotos aus dem Urlaub poste, lade ich damit nicht auch Einbrecher ein?
Cornelia Holsten: Das ist absolut eine Einladung für jeden Einbrecher. Damit hängt man quasi ein Schild an die Haustür: "Lieber Einbrecher, ich bin nicht zu Hause." Das ist fahrlässig. Es empfiehlt sich, Bilder vom Urlaub erst dann zu posten, wenn man wieder zu Hause ist.
Gibt es Kostenfallen bei Nutzung von Smartphones im Ausland?
Cornelia Holsten: Innerhalb Europas gilt, dass man nur das zahlt, was in Deutschland vertraglich vereinbart ist. Außerhalb Europas kann das Roaming durchaus zu erheblichen Kosten führen. Es ist sinnvoll, sich immer vorher zu erkundigen. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man im Urlaubsland einen WLAN-Zugang hat, am besten einen verschlüsselten. Oder man schafft sich, wenn man länger bleibt, eine lokale SIM-Karte an.
Wer in Italien Urlaub macht, reist von Deutschland aus häufig durch die Schweiz. Dort greift die EU-Roaming-Verordnung nicht. Wenn man dort viele Bilder hochlädt oder auch nur aufnimmt, die dann in der Cloud abgelegt werden, kann ein Guthaben auch schnell aufgebraucht sein.
Wie sieht es mit Routenplanern aus, gibt es da Risiken?
Cornelia Holsten: Spezielle Risiken gibt es nicht. Routenplaner nehmen natürlich immer Bezug auf den Standort. Sonst würden sie nicht funktionieren. Wer mit einem Mietwagen unterwegs ist, sollte also daran denken, das eingebaute Navi nachher zurückzusetzen. Man sollte die Routen wieder löschen, um das eigene Bewegungsprofil kleinzuhalten. Denn das geht die nachfolgenden Mieter nichts an.
Haben Sie einen Tipp für die Urlaubszeit?
Cornelia Holsten: Es sind insbesondere die Erwachsenen, die noch immer nicht begreifen, dass sie vielleicht nur Landschaftsaufnehmen in den WhatsApp-Status stellen oder bei TikTok und Instagram posten sollten. Die Jüngeren sind da durchaus kompetenter. Wenn sich die Eltern oder Großeltern Zeit nehmen, sich im Urlaub von den Kindern oder Enkeln den Umgang mit sozialen Medien erklären zu lassen, ist das doch eine gute Sache. Der Feind der Medienkompetenz sind Glaubenssätze von früher, wie "Kenne ich nicht, brauche ich nicht, verstehe ich ja sowieso nicht."