Bettina Obrecht/Julie Völk: Wie anders ist alt?
Manche Dinge ändern sich nie - andere schon: Großmutter und Enkel kommen ins Gespräch
Manchmal spielen Großeltern eine besondere Rolle im Leben ihrer Enkel - und umgekehrt. So auch im neuen Bilderbuch von Bettina Obrecht (Text) und Julie Völk (Illustration). Leser wie Betrachter werden hineingenommen in einen Dialog zwischen den Generationen. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen rund um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Lebensabschnitte. Das kann einladen, gemeinsam ins Gespräch zu kommen, wenn auch die Antworten und Perspektiven dem Rezensenten zuweilen zu glatt und zu harmonisch vorkommen.
Offener sind da schon die feinen und auch humorvollen Illustrationen. Wer an diesen Freude hat, kann eine Menge entdecken: Schatten und Herausforderungen der Lebensalter ebenso wie die ungeahnten Freiheiten, die jeder Altersstufe zu eigen sind. Am Ende des Buches sitzen Oma und die beiden Enkelkinder eng umschlungen auf einer Bank. Das ist eine gute Voraussetzung für ein intergenerationales Gespräch; gerade in einer Gesellschaft des demographischen Wandels und anderer Herausforderungen.
Oliver Georg Hartmann
Wie anders ist alt? Bettina Obrecht. Ill. von Julie Völk. München: Tulipan 2022. ISBN 978-3-86429-558-4, geb.: 16,00 €
Anna Fiske: Wie ist es eigentlich, erwachsen zu sein?
Wie stellen sich Kinder das Erwachsenwerden vor? So, wie später die Erwachsenen sich erinnern?
Ist es ein Bilderbuch für Erwachsene oder Kinder? Viele Erwachsene wissen noch, wie es war, Kind zu sein; viele Kinder stellen sich vor, wie es ist, erwachsen zu sein – aber was davon wird wirklich stimmen oder sich später erfüllen? Im Bild sieht man die Köpfe von zwölf Erwachsenen, darüber ihre "kleinen" Köpfe, wie sie sich als Kind in Erinnerung haben; gegenüber zwölf Kinder und wie sie sich als Erwachsene sehen – blonde, schwarze, dicke, dünne, lustige, traurige …
Dann sieht man beide in unterschiedlichen Situationen des Alltags, beim Aufstehen, Essen, sich Waschen, Schlafen, Wohnen, im Urlaub, im Straßenverkehr, bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten und Arbeiten, beim Geldverdienen – Aspekte des Alltags, und immer die Frage: Wie war es? Wie wird es sein?
Liest und schaut man konsequent bis zum Ende des Buches, erkennt auch der kindliche Leser, dass Leben und Erwachsenwerden auch ohne Geld viel Spaß und Freude machen und ganz wunderbar sein kann, wenn man das, was man hat, zu nutzen weiß. Astrid van Nahl
Fiske, Anna: Wie ist es eigentlich, erwachsen zu sein? Dt. von Ina Kronenberger. München: Hanser 2023. 72 S. Aus d. Norw. ISBN 978-3-446-27603-1, geb.: 16,00 €
Wladimir Kaminer: Wie sage ich es meiner Mutter
Wladimir Kaminers Mutter versteht die Welt ihrer Enkel nicht mehr. Mit Humor und liebevollem Verständnis vermittelt der Sohn.
Kaminers erwachsene Kinder versuchen ihrer neunzigjährigen Oma zu erklären, wie das Leben funktioniert, was neuerdings richtig und falsch ist. Sie soll links wählen, gendern, Strom sparen, kein Fleisch vom Discounter kaufen und am besten nur vegan essen. Die alte Dame versteht die Welt nicht mehr und Sohn Wladimir versucht zwischen den Generationen zu vermitteln.
In typischer Kaminer-Manier mit viel Humor und liebevollem Verständnis berichtet er in kurzen Anekdoten vom Clash der Generationen anhand von kleinen Alltagsbegebenheiten. Das ist wie immer treffend beobachtet und sehr kurzweilig und unterhaltsam geschrieben.
Um auf den vollen Genuss zu kommen, empfiehlt sich allerdings eine portionsweise Lektüre. Wolfgang Vetter
Kaminer, Wladimir: Wie sage ich es meiner Mutter. Die neue Welt erklärt: von Gendersternchen bis Bio-Siegel. München: Wunderraum 2022. 198 S. ISBN 978-3-442-31679-3, geb.: 22,00 €
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