Dass Heavy Metal vor allem von der katholischen Kirche lange kritisch beäugt wurde und auch heute noch hin und wieder wird, ist Davor Capkovic bewusst. Wie die meisten Kroaten ist er römisch-katholisch. Umso mehr freut er sich auf den Auftritt mit seiner Gruppe Metaklapa am 1. Juli beim Musikfest ION in Nürnberg. "Ich habe das Gefühl, die Protestanten sind da etwas entspannter und offener", sagt er.
Metaklapa setzt sich aus dem Namen des Musikgenres Heavy Metal und Klapa zusammen, dem Namen für kroatische Volksmusikgruppen. Der mehrstimmige A-capella-Gesang ist seit 2012 immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe - und tief verwurzelt in der Tradition der Kirchenmusik. "Schon vor vielen hundert Jahren sangen unsere Vorfahren ihre Kirchenlieder auf diese Art und Weise in ihrer Muttersprache. Jeder, der heute Klapa singt, weiß das - egal, ob er religiös ist oder nicht", erzählt Capkovic.
Beim Klapa singen die erste und zweite Stimme in parallelen Terzen. "Die erste Stimme gibt die Melodie vor und die zweite Stimme folgt. Die restlichen Stimmen füllen die Harmonien auf", sagt der erste Tenor der Gruppe. Der Gesang ist außerdem eng verbunden mit dem dalmatinischen Dialekt, der eine eigene Sprachmelodie hat. "Es ist ein traditioneller Gesang, der sich weiterentwickelt hat und der neu interpretiert werden kann. Das machen wir mit Metaklapa."
Gerade die Lieder der britischen Band Iron Maiden lassen sich gut in Klapagesang "übersetzen", sagt Capkovic, weil sie anders als bei vielen anderen Metalbands bereits stark auf Gesangsmelodien basieren. Ihr Debütalbum "The Choir Of Beasts" haben Metaklapa Anfang 2022 veröffentlicht. Darauf enthalten sind die Iron Maiden-Klassiker "Fear Of The Dark", "Hallowed Be Thy Name" und "Blood Brothers".
Auftritt schon im Gottesdienst in Wacken
Bis jetzt haben Metaklapa erst zweimal in Kirchen gesungen, einmal traten sie nach einem Heavy Metal-Gottesdienst in Wacken auf. Am 1. Juli stehen sie um 23 Uhr in St. Egidien auf der Bühne. Heavy Metal in der Kirche zu singen, passt für sie durchaus zusammen. "Viele Songs von Iron Maiden enthalten spirituelle Themen", findet Capkovic. Mit ihrer Art des Singens, die nicht aggressiv, sondern weich, einfühlsam und durchaus berührend ist, wollen sie eine Brücke schlagen. "Außerdem ist der Klapagesang sehr gut für den Kirchenraum geeignet. Das wird richtig gut klingen", freut sich Capkovic.
Für den ION-Intendanten Moritz Puschke war es reizvoll, die klassisch im Kirchenraum zu findende A-capella-Musik wieder in diesen zurückzuholen. "Ich finde auch, dass die Texte von Iron Maiden Themen wie Tod, Trauer, Hoffnung und Zuversicht behandeln, die unser Publikum besonders interessieren und berühren." Das Musikfest ION soll kein reines Festival für Gläubige sein, sagte Puschke, sondern den Kirchenraum neu öffnen und auch Menschen ansprechen, die sonst nicht vorbeikommen würden.
Für die Kirchenkonzerte sind Metaklapa bei ihrer Songauswahl besonders achtsam. "Ich denke nicht, dass wir 'The Number Of The Beast' singen würden", sagt Capkovic mit einem Lachen. Außerdem sei dieses Lied ohnehin nicht so gut für den Klapagesang geeignet. Auf das Publikum in St. Egidien ist die Band selbst gespannt. Ob eher Klassik- und Kirchenmusikfans oder Metalheads die Kirchenbänke bevölkern werden, könnte schon einen Unterschied für den Auftritt machen. "Wir haben schon oft zusammen überlegt, wie wir das mit dem Mitsingen handhaben wollen", erzählt der Tenor. "An manchen Stellen wäre das passend, aber da wir in der Kirche ohne Verstärkung singen, könnte es schon schwierig für uns werden. Beim Klapa kommt es sehr auf Präzision an."
Die Setlist für das Konzert in der Egidienkirche steht bereits. Zusätzlich zu den Iron Maiden-Songs wird es auch klassische Klapagesänge geben, "damit die Menschen ein Gefühl dafür bekommen, worauf unsere Lieder basieren".