"Landler-Fenster"
© Stefan Jammer
Buntglasfenster, sogenanntes "Landler-Fenster", zum Gedenken an die Transmigration österreichischer Evangelischer in der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt (Sibiu), Rumänien. Zu sehen in der Ausstellung "Evangelische Migrationsgeschichte(n)".
Migrationsgeschichte(n)
Ausstellung zum Kirchentag eröffnet
Mit Hilfe von 22 exemplarischen Biografien zeigt die neue Ausstellung "Evangelische Migrationsgeschichte(n)" im Nürnberger Fembo-Haus seit Mittwoch (7. Juni) bis zum 3. September die Geschichte der Migration in Europa. Kirchentagsbesucher:innen haben freien Eintritt.

Von der unbekannten jungen Hugenottin Magdelaine Reboul (geboren 1686), die aus Frankreich nach Franken kam, bis zum prägenden slowenischen Reformator Primoz Trubar (1508 bis 1586) reicht der Bogen. Aber auch zeitgenössische Pendler zwischen Brasilien und Europa oder die Flüchtlinge Hans und Gertrud Alesch aus der DDR lernen die Museumsbesucher kennen.

Entstanden ist die Ausstellung aus einem europäischen Projekt von zehn protestantischen Museen in Bayern und in Ungarn, Rumänien, Österreich, Slowenien und Frankreich. Sie ist die Essenz dieser einzelnen Schauen, die zum Beispiel über die Exulanten (protestantische Glaubensflüchtlinge) aus Österreich oder die Binnenmigranten in Siebenbürgen berichten.

Alle beteiligten europäischen Museen haben nun für die Ausstellung in Nürnberg auch Exponate zur Verfügung gestellt. Es sind Fahnen und Textilien, eine Abendmahlskanne, eine Schwesterntracht, alte Bücher, aber auch Filme zu sehen.

"Ein alter Transmigrant und eine jüngere Transmigrantin", kolorierte Federzeichnung, aus der Handschrift "Die Bewohner Siebenbürgens" von Daniel Joseph Leonhard, 1816.

Die Nürnberger Kulturbürgermeisterin Julia Lehner sagte am Dienstag bei der Vorstellung der Ausstellung, "sie bildet die Dinge ab, die heute noch relevant sind". Die Migrationsgeschichte und Nürnberg seien bis ins 21. Jahrhundert eng verknüpft. Diejenigen, die ihr Land aus religiösen, wirtschaftlichen oder politischen Gründen verlassen mussten, waren anderswo eine Bereicherung. Lehner erinnerte an Albrecht Dürers (1471 bis 1528) Vater, der aus Ungarn nach Nürnberg gekommen war.

Der Initiator von Projekt und Ausstellung, der Historiker Thomas Greif, erklärte, "Migration ist in der DNA des Protestantismus verankert". Er erläuterte die europäische Zusammenarbeit der Museen. "Europa wird durch die Kulturen zusammengehalten", so der Leiter des Rummelsberger Diakonie-Museums. "Wenn wir wieder nationalstaatlich denken, werden wir zurückgeworfen."

"Migration ist in der DNA des Protestantismus verankert"

Zu der Ausstellung, die als Wanderausstellung konzipiert ist, ist ein fast 300 Seiten starker Begleitband entstanden. Mit einem Ticket für den Deutschen Evangelischen Kirchentag ist der Besuch des Fembo-Hauses bis zum Sonntag, 11. Juni, kostenlos.