Die Versorgungskrise in der Pflege gehe hauptsächlich auf Kosten der Bewohner von Pflegeheimen, sagte Bähr der in Speyer erscheinenden Wochenzeitung "Evangelischer Kirchenbote". Die Politik unternehme keine ernsthaften Versuche, die Strukturen zu verändern. Davon profitierten vor allem Zeitarbeitsfirmen.
In der Pflege herrsche ein eklatanter Mangel an Fachkräften, sagte Bähr, der auch Sprecher der Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz ist. Hinzu komme, dass viele Mitarbeitenden nach der Überlastung während der Corona-Pandemie häufig krank seien.
Das Gesetz sehe jedoch für die Heime einen bestimmten Personalschlüssel vor. Werde dieser nicht erreicht, müssten ganze Stationen schließen. Das sei aber nicht möglich, weil dort betreuungsbedürftige Menschen wohnten.
Um die Lücken zu schließen, müssten Träger von Pflegeeinrichtungen Leihkräfte beschäftigen, kritisierte der Landesdiakoniepfarrer. Diese kosteten dreimal, in Extremfällen wie an Feiertagen, sonntags oder nachts sogar zehnmal so viel wie die festangestellten Pflegerinnen und Pfleger. Die externen Mitarbeitenden verdienten mehr als das Stammpersonal und könnten sich ihre Einsatzzeiten aussuchen. Das belaste das Betriebsklima stark.
Fachkräfte werden abgeworben
Für die Träger ist es nach Bährs Worten sehr ärgerlich, dass sie die Fachkräfte ausbildeten und diese dann von Leiharbeitsfirmen abgeworben werden, die wiederum große Gewinne machten. Zudem würden Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter zumindest am Anfang ihres Einsatzes den Arbeitsablauf in den Heimen, die Tagesstruktur und die Bedürfnisse der Bewohner nicht kennen.
Das sei eine eine emotionale Zumutung für alte und kranke Menschen, die die Mehrkosten in den Heimen aus eigener Tasche bezahlten. Die Zahl der Sozialhilfeempfänger in den Einrichtungen steige. Der Gesetzgeber müsse diese Zustände schnellstens ändern und der Leiharbeit in Pflegeeinrichtungen Einhalt gebieten, appellierte Bähr.