Christine Hubka: Und doch sind alle Äpfel rund ....
In Jojos Familie hat jede:r eine andere Religion. Das wirft Fragen auf...
Dass alle runden Früchte in Omas Garten wirklich Äpfel sind, lässt sich mit guten Gründen bezweifeln. Vielleicht haben sich doch ein paar Birnen daruntergemischt. Christine Hubka sieht das vermutlich anders und entwirft vor dem Hintergrund der Idee einer abrahamischen Ökumene ein wunderschönes Sachbuch, das besonders durch seine hervorragenden Illustrationen besticht. Im Zentrum steht eine Familie, die multireligiöser nicht sein könnte. In dieser lebt auch der kleine Jojo. Und er hat eine Menge Fragen.
Auf faszinierende Weise gelingt es der Autorin, die Verwandtschaft der unterschiedlichen religiösen Handlungen, Traditionen und Rituale aufzuzeigen. Das besticht, sind es doch gerade die verschiedenen menschlichen Ausdrucksformen, die einladen, miteinander ins Gespräch zu kommen: Warum betetest du so und nicht anders? Wie feierst du deine Feste? Leider mischen sich in die ausführlichen Erklärtexte immer wieder kleinere Fehler. "Die christliche Taufe leitet sich von der jüdischen Mikwe ab", ist so einfach nicht korrekt. Dennoch sei das Buch empfohlen. Denn interreligiöse Toleranz erweist sich darin, die "anderen" Religionen als vitale Glaubens- und Lebensweisen anzuerkennen und auch zu sehen, wie bunt der Glaube im 21. Jahrhundert ist.
Oliver Georg Hartmann
Hubka, Christine: Und doch sind alle Äpfel rund .... Was Judentum, Christentum und Islam gemeinsam haben. Eine ganz besondere Familiengeschichte. Ill. von Agi Ofner. Innsbruck: Tyrolia 2021. ISBN 978-3-7022-3919-0, geb.: 10,95 Euro
Myriam Halberstam: Lena feiert Pessach mit Alma
Lena wird von ihrer Freundin Alma zum Pessach-Fest eingeladen
Lenas neue Freundin Alma hat sie eingeladen, mit ihrer Familie das Pessach-Fest zu feiern. Bereits am Vorabend des Festes geht es los. Lena hilft beim großen Frühjahrsputz, kein Krümel Brot oder Gebäck darf mehr im Haus sein. "Wir dürfen an Pessach acht Tage lang kein Brot oder Kuchen essen", erklärt die kleine Schwester.
Am Abend des Festtages versammelt sich dann die ganze Familie zum Seder, dem Pessach-Abendmahl, um den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten zu feiern. In exakt vorgeschriebener Reihenfolge werden nun Speisen gegessen und erklärende Texte aus der Haggada vorgelesen. Auch eine lustige Schatzsuche für die Kinder gibt es und Lena findet schlussendlich: "Mit euch Pessach zu feiern hat großen Spaß gemacht." Im Anhang findet sich das Manischtana-Gebet, in Lautschrift, auf Deutsch übersetzt sowie original Hebräisch. Auf spielerische und kindgerechte Weise lernen Kinder hier eines der wichtigsten Feste des Judentums kennen.
Maike Linne
Halberstam, Myriam: Lena feiert Pessach mit Alma. Ill. von Julia Späth. Berlin: Ariella 2021. ISBN 978-3-945530-35-1, geb.: 12,95 Euro
Antoine Schneider: Wem gehört der Schnee?
Drei Kinder in Jerusalem - drei Religionen - eine gemeinsame Wahrheit
In Jerusalem schneit es selten - darum freuen sich Rafi, Mira und Samir besonders darüber, als Gassen, Kirchtürme, Felsendom und Klagemauer eines Tages von Schnee bedeckt sind. Das kostbare Weiß teilen sie beim Spielen unter sich auf und geraten dann bei einsetzendem Tauwetter in heftigen Streit darüber, wessen Schnee und wessen Gott denn eigentlich der echte und beste ist. Jedes Kind befragt dazu "seinen" Imam, Priester bzw. Rabbi, und alle drei antworten auf dieselbe Weise: Wie der Schnee lässt auch Gott sich nicht festhalten und nicht beweisen. Als es am nächsten Abend erneut schneit, kann die Freude geteilt werden und bezieht sogar die Tiere und die Rosen mit ein - ein frohes, friedliches und hoffnungsvolles Bild.
Die Illustratorin fängt auf den doppelseitigen Bildern in Mischtechnik die Stimmung der winterlichen Stadt mit ihren belebten und stillen Gassen ein. Es gibt manches zu entdecken, etwa unterschiedliche Schriftzeichen, doch verlieren die Bilder sich nicht in Details. Geeignet fürs Philosophieren/Theologisieren mit Menschen ab 5.
Griet Petersen
Schneider, Antoine: Wem gehört der Schnee? Eine Ringparabel. Ill. von Pei-Yu Chang. Zürich: Nord-Süd Verlag 2019. ISBN 978-3-314-10420-6, geb.: 15 Euro
Stephan Schlensog: Komm mit, wir entdecken die Weltreligionen
Wimmelbuch zu den fünf großen Weltreligionen in Deutschland
Auf fünf bunten Doppelseiten werden in diesem Wimmelbuch mit vielen klug zusammengefügten Details die fünf großen Religionen vorgestellt. Das Besondere dabei ist, dass sie sich hier in einer deutschen Landschaft und Alltagssituation präsentieren - beispielsweise mit ihren Gebäuden wie einem buddhistischen Meditationsraum über einem Einkaufscenter oder als muslimisches Gebetsritual, das in einem Büro stattfindet. Es gibt viel zu entdecken! Einige Bilder und Figuren der Seiten, die sich in Randleisten wiederholen, erläutern Inhalte und Feiern der jeweiligen Religion und laden zum Suchen der Ausschnitte im Gesamtbild ein. Der Einband weist zwei zusätzliche Klappseiten mit Informationen über Religionen generell und ihre Verteilung auf der Welt und in Deutschland auf, sowie kleine Artikel über die dargestellten Religionen.
Ein weiteres sehr gelungenes Detail ist, dass die fünf Weltreligionen durch fünf Kinder repräsentiert werden, die auf jeder Seite zu finden (und zu suchen!) sind. Ein informativ, liebevoll und anregend gestaltetes Bilderbuch über die gelebte Vielfalt der Religionen vor unserer Haustür.
Anne Rank
Schlensog, Stephan: Komm mit, wir entdecken die Weltreligionen. Ill. von Carmen Hochmann. Stuttgart: Gabriel 2019. ISBN 978-3-522-30502-0, geb.: 12,99 Euro
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