Ein gesticktes Bild des gekreuzigten Christus in einem Klappaltar aus dem späten 15. Jahrhundert, ein liturgisches Prachtgewand in Rot, das Leichenhemd eines Bischofs: Der evangelische Dom zu Brandenburg an der Havel präsentiert seinen Domschatz in einer neuen Ausstellung. Vorgestellt werden dort Zeugnisse aus der mehr als 850-jährigen Geschichte der "Mutterkirche" Brandenburgs. Die Ausstellung soll heute eröffnet werden und bis zum Reformationstag am 31. Oktober laufen.
Zu den mehr als 60 Exponaten gehörten unter anderem gottesdienstliche Gegenstände, aber auch Bauakten und Rechnungen, sagt Michael Adam vom Dommuseum. Gewänder aus dem textilen Domschatz, der einer der "außergewöhnlichsten seiner Art in Europa" sei, sollen dort präsentiert werden. Auch Porträts würden gezeigt, unter anderem von den Domherren Lewin Ludwig und Ewald Bogislaw von Schlabrendorff, erzählt der Historiker: "Die Akteure sollen sichtbar werden."
Eine wichtige Urkunde repräsentiere den schriftlichen und ältesten Teil des bereits seit 948 bestehenden Domschatzes. "Dieses Dokument aus dem Jahr 1507 bestätigt die Aufhebung des Prämonstratenserstifts in Brandenburg an der Havel", sagt Adam: "Sie besiegelt damit das Ende des einstigen geistigen und religiösen Zentrums der Mark." Folge dieser Urkunde sei die Umwandlung in ein weltliches Domherrenstift gewesen.
Urheber der Urkunde war laut Adam Bischof Joachim I. von Bredow. Die liturgischen Gewänder des 1507 gestorbenen Bischofs von Brandenburg gehören zum Domschatz. Zu den besonderen Objekten der Ausstellung zählten sein Leichenhemd und der Bischofsstab, die 1834 aus seinem Grab entnommen worden seien, berichtet Adam. Auch ein Klappaltar mit dem Wappen des Kirchenmannes werde gezeigt. Der Grabstein von Bredows ist im Dom zu sehen.
Auch dem weltlichen Domstift sei es um die Wahrung der Besitztümer gegangen, betont Adam, der Museumspädagoge am Dom ist: "Rechnungs- und Abgabenbücher verdeutlichen Einnahmen und Ausgaben aus diesen Besitzungen und deren Verteilung." Eine Liste mit dem Nachlass von Lewin Ludwig von Schlabrendorff führe unter anderem seine Bibliothek auf. Einige Titel fänden sich in der Ausstellung wieder, darunter Cervantes "Don Quichote" in einer spanischen, einer französischen und einer deutschen Ausgabe aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.
Die Ausstellung will auch die Baugeschichte der "Mutterkirche der Kirchen" in Brandenburg zum Thema machen. "Bei der Ersterwähnung der Brandenburger Neustadt im Jahr 1196 bezeichneten die Markgrafen von Brandenburg ihre Stadt als die 'Hauptstadt unserer Mark'", betont Adam: "Da war der erste Bauabschnitt des jetzigen Doms durch die Prämonstratenser bereits seit sechs Jahren abgeschlossen."
Die verschiedenen Bau-Etappen vom 12. bis 20. Jahrhundert sollen anhand von fünf Modellen verdeutlicht werden. "Jedem Dommodell ist ein Objekt aus der jeweiligen Zeit zugeordnet", erzählt Adam: "Ein Grabstein aus dem 12. Jahrhundert steht am Beginn, der Gipsabguss eines Kapitells aus der Krypta für die Erweiterung des Doms und eine Gedenktafel aus dem 19. Jahrhundert für die 'Rettung' des Kirchenbaus durch Karl Friedrich Schinkel."
300 Jahre alte Orgel
Ab Ende Juni sollen in der Ausstellung auch Dokumente und Objekte zur Geschichte der Wagner-Orgel des Doms gezeigt werden. Dazu gehöre auch das Original des Vertrags zu deren Einbau, sagt Adam. Der Orgelbaumeister Joachim Wagner (1690-1749) gab damals 1723 als Jahr der Fertigstellung an. Das 300-jährige Bestehen des Instruments wird in diesem Jahr mit einem Jubiläumsprogramm begangen.
Teil des Domschatzes sei auch der Dom selbst mit seinen Altären, Grabsteinen, Kanzel, Orgel und Architektur. Mit der Ausstellung solle deutlich gemacht werden, was der Brandenburger Dom ist, betont Adam: "Ein sakraler Raum, in dem sich Kunst, Kultur und Geschichte verbinden."