Hamburg verdankt dem Kolonialwarenhandel - also dem Handel und der Ausbeutung früherer Kolonien in Teilen von Ozeanien und Afrika - in Folge sein Völkerkundemuseum (heute MARKK), Teile seiner Universität, den Aufstieg vieler Handelshäuser und die wirtschaftliche Prosperität der Hafenstadt. Bis heute gibt es viele Spuren aus dieser Zeit, die in der App "Koloniale Orte" zu sehen sind.
Nutzer:innen der App können aus drei thematischen Rundgängen - "Politik, Kultur und Gesellschaft", "Wirtschaft und Handel" sowie "Wissenschaft und Forschung" - wählen und die kolonialen Verbindungen vieler Orte in Hamburg kennenlernen, wie die Hamburger Wissenschaftsbehörde mitteilte. Die Vermittlung funktioniere auch ohne Vorwissen und auf Höhe der aktuellen Forschung.
Die Forschungsstelle will damit einen niedrigschwelligen Zugang zur Kolonialgeschichte der Hafenstadt bieten. So kann auch die Geschichtswissenschaft aktuell Beiträge für eine moderne Stadt leisten.
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sagte bei der Vorstellung der App: "Mit ihr kann man sich interaktiv auf Spurensuche begeben und die viel zu lange unsichtbaren dunklen Kapitel unserer Geschichte endlich sichtbar machen – egal ob bei einem Spaziergang oder vom Sofa aus."
Jürgen Zimmerer ist Leiter der Forschungsstelle "Hamburgs (post-)koloniales Erbe". Der Historiker sagte, dass er stolz sei, dass nun "140 Jahre nachdem Hamburger Kaufleute den Anstoß zur Kolonialreichsgründung gaben und 115 Jahre nach der Gründung des Hamburgischen Kolonialinstituts", eine App die Forschungsergebnisse unmittelbar den Usern zugänglich mache. Die App zeige auch, "wie eine moderne Geschichtsaufarbeitung aussehen kann und was die Geschichtswissenschaft zu den großen gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit betragen kann".
Info:
Die App "Koloniale Orte" in Hamburg steht ab sofort in den entsprechenden Handy App-Stores kostenfrei zur Verfügung.