Für den ersten C-Popkurs für nebenamtliche Musikerinnen und Musiker in der hannoverschen Landeskirche, der im Sommer beginnt, gebe es bereits doppelt so viele Interessenten wie Plätze, sagte der Popkantor und Studienleiter Micha Keding (47) aus Verden dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Wer heute eine Kirche besuche, sei mit Musik von den Beatles bis Hip-Hop sozialisiert, betonte der Musiker. Diese Menschen müssten sich auch musikalisch in der Kirche wiederfinden. Deshalb wolle die Landeskirche neben der traditionellen Kirchenmusik mit Orgel, Chor und Bläsern jetzt auch eine eigenständige Pop-Sparte aufbauen. "Wir wollen nicht nur hochklassisch sein, wir wollen Vielfalt", betonte Keding, studierter Jazzmusiker und Kontrabassist.
Der erste C-Popkurs der Landeskirche startet im August und dauert zwei Jahre.
Die 15 bis 20 Teilnehmenden sollen Piano oder Gitarre modern bis groovig spielen lernen und Bands oder Gospelchöre anleiten können. Dazu erhalten Sie von den Dozenten bestimmte Songs und Aufgaben, die sie mit Unterstützung eines privat engagierten Lehrers bearbeiten können. Zahlreiche Praxistage und Seminarwochenenden ergänzen das Programm.
Bislang hätten sich mehr als 40 Interessierte gemeldet, darunter zahlreiche Hobbymusiker, aber auch Diakone oder Pastoren, sagte Keding. Die jüngsten seien 16 Jahre alt, die ältesten über 50. Zu den Aufgaben im Kurs gehöre es auch, alte Choräle in neuem Sound spielen zu lernen, erläuterte der Studienleiter. "Zum Beispiel mal ein 'Lobe den Herren' im Bossanova-Stil oder unterlegt mit modernen Pop-Akkorden."
Der Bedarf an popmusikalisch qualifizierten Kirchenmusikern sei groß, berichtete Keding. So würden bei Hochzeiten neben neuen geistlichen Liedern auch zunehmend Songs aus den Popcharts gewünscht. Besonders beliebt seien etwa die Titel "Applaus, Applaus" oder "Ein Kompliment" von den "Sportfreunden Stiller": "Die habe ich bestimmt schon ein Dutzend Mal gespielt." Auch bei Beerdigungen würden häufig Titel gewünscht, die im Leben des oder der Verstorbenen eine markante Rolle gespielt hätten. "Und die sind dann oft von den Beatles oder von Elton John."
Für die Kirche biete Popmusik die Chance, neue Zielgruppen anzusprechen, die bislang nicht eng mit der Gemeinde verbunden seien, sagte der Musiker. Das erlebe er selbst in Gospelchören, in denen oft die Hälfte der Sängerinnen und Sänger nicht kirchlich sozialisiert sei. Keding betonte: "Die Kirche ist ein Ort, an dem sich ganz viele Menschen zu Hause fühlen können - wenn man sie lässt."