Die künstliche Intelligenz (KI) nimmt nach und nach in unserer Gesellschaft ihren Platz ein. Auch die Pflege könnte von ihr profitieren.
Philipp Seifert, Geschäftsführer des Pflegeunternehmens proVida in Hildesheim, schildert in einem Vortrag auf der Altenpflegemesse, welche Anwendungsmöglichkeiten es etwa für ChatGPT in der ambulanten Pflege gibt. "Chatbots können uns in vielen Themen supporten und jetzt schon eine große Hilfe sein", erläutert er dem Fachpublikum.
Bei ChatGPT handelt es sich um eine künstliche Intelligenz-Plattform, genauer gesagt um einen textbasierten Chatbot. Kostenlos über den Browser zugänglich, lässt sich ein Chat mit der KI führen, in der zu allen erdenklichen Themen Fragen gestellt werden können - und ChatGPT beantwortet diese. Seifert erstellt innerhalb von 30 Minuten über ChatGPT ein vollständiges Pflegekonzept für die ambulante Pflege - inklusive Name, Slogan und Stellenanzeige. Die Risiken und Gefahren von ChatGPT seien jedoch aktuell schwer abzuschätzen, sagt Seifert. Der Datenschutz sei noch ausbaufähig, vor allem wenn es um personenbezogene Daten wie Namen, Adressen oder Zahlungsdaten gehe. Eine hundertprozentige Sicherheit vor Hackerangriffen sei außerdem noch nicht vorhanden.
Künstliche Intelligenz kann aber noch viel mehr als Texte erstellen, zum Beispiel in Roboterform. Lio ist ein Serviceroboter, der ebenfalls auf der Altenpflegemesse vorgestellt wurde. Insgesamt verfügt er über fünf Funktionen, unter anderem über die Nachtwachefunktion. Im Zentrum für Senioren in Bamberg wird diese schon eingesetzt. Da schlendert Lio beim Nachtdienst über den Flur und kann mithilfe seiner Weitwinkelkamera erkennen, ob sich ein Mensch vor ihm befindet. "Die Arm- und Beinposition wird sogar getrackt. Man kann dann sehen, ob beispielsweise ein Patient auf dem Boden liegt und Hilfe braucht", erklärt Niels Schlegel, der Programmierer von Lio. Das sei gerade bei demenzkranken Menschen von Vorteil. Anschließend sendet Lio ein Warnsignal auf das Handy der Pflegerinnen und Pfleger, die dann Bescheid wissen und zu Hilfe kommen können.
Lio kann außerdem zu einer festgelegten Uhrzeit alle Türklinken in einer Einrichtung desinfizieren, Kisten transportieren oder Essen auf einem Tablet anbieten. Der Roboter spielt zusätzlich bei Bedarf Musik ab und könne so die Bewohner zur Bewegung animieren. "Die dementen Bewohner reagieren super darauf", sagt Andrea Forner, Lio-Projektleitung im Zentrum für Senioren in Bamberg.
Auch Sensoren, die bei der effizienteren Reinigung helfen sollen, sind bei der Messe in Nürnberg vorgestellt worden. Eines der vielen Konzepte ist der Seifenspender eines Hygieneunternehmens mit integriertem Sensor, der die Mitarbeitenden informiert, sobald die Seife im Spender nachgefüllt werden sollte. Andere Sensoren erkennen, wie viele Menschen zum Beispiel ein WC betreten haben und können so einen Hinweis geben, wann ein Sanitärraum gereinigt werden muss. Dadurch könne Zeit beim Putzen gespart werden, die das Personal für die Pflege der Patienten verwenden kann, sind sich die Experten einig.