Unter allen Befragten sei der Anteil derjenigen mit eigenen Diskriminierungserfahrungen zwischen 2008 und 2022 gestiegen, hieß es. Heute geben demnach 13 Prozent der Bevölkerung an, dass sie sich wegen ihrer ethnischen Herkunft, beispielsweise aufgrund ihrer Sprache, des Namens oder ihrer Kultur, aus rassistischen oder antisemitischen Gründen oder wegen ihrer Herkunft aus einem anderen Land diskriminiert fühlen. 2008 hatten den Angaben zufolge sechs Prozent wegen ihres "fremdländischen Aussehens" und sieben Prozent als "Ausländer" oder "Ausländerin" Benachteiligung empfunden. Von Diskriminierung wegen der Religion oder Weltanschauung hatten 2008 sechs Prozent der Befragten berichtet, 2022 waren es 13 Prozent.
Fast die Hälfte aller Befragten ist der Ansicht, dass Menschen, die als fremd oder "nicht weiß" angesehen werden, stark oder sehr stark rassistisch diskriminiert werden. Vor 15 Jahren hatten nur 31 Prozent eine solche Beobachtung im Blick auf "Menschen mit fremdländischem Aussehen" geäußert.
70 Prozent der Befragten sprechen sich demnach mit Blick auf die Gleichbehandlung der betroffenen Personen dafür aus, dass für sie mehr getan werden sollte (2008: 43 Prozent). Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage (56 Prozent) sieht vorrangig die Politik in der Verantwortung, sich darum zu kümmern, 44 Prozent sehen diese Aufgabe bei den Ämtern und Behörden.
Die veränderten Wahrnehmungen hängen nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung mit dem wachsenden Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in der Gesellschaft zusammen. Zudem werde das Problem rassistischer Diskriminierung seit 15 Jahren verstärkt öffentlich thematisiert und sei stärker ins Bewusstsein der Menschen in Deutschland gerückt, sagte die Integrationsexpertin der Stiftung, Ulrike Wieland.
Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge vom Sinus-Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung rund 2.000 Menschen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 18 Jahren repräsentativ im Herbst 2022 online und telefonisch befragt. Für den Vergleich zu 2008 wurden Fragen aus der vom Sinus-Institut 2008 erstellten Studie "Diskriminierung im Alltag" aufgegriffen.
Unterdessen hat sich die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, zu der Studie aus dem Hause Bertelsmann geäußert. Sie sieht eine "Zeitenwende" beim Thema Antidiskriminierung in Deutschland. Die Haltung in der Bevölkerung habe sich in den vergangenen Jahren "grundlegend geändert", sagte Ataman in Berlin.
Antidiskriminierung werde inzwischen als wichtige politische Aufgabe wahrgenommen. "Antidiskriminierung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", folgerte Ataman. Diskriminierung spalte die Gesellschaft, nicht das Engagement dagegen, sagte sie.