"Von außen betrachtet denken viele dabei zunächst an angestaubten Religionsunterricht - dabei ist das komplett falsch", sagte Sönke von Stemm dem Evangelischen Pressedienst. Der Pastor war Dozent für Konfi-Arbeit am Religionspädagogischen Institut Loccum und ist aktuell einer von vielen Beratern für die Konfi-Arbeit in der hannoverschen Landeskirche. Er sieht gerade in der Gruppendynamik den Wert der Konfi-Zeit.
"Die Jugendlichen werden in die inhaltliche Planung der Konfi-Stunden einbezogen. Das ist oftmals auch für sie eine komplett neue Erfahrung, wenn sie aus der Schule gewohnt sind, Lehrplanziele quasi abzuhaken", erläuterte der Theologe. "Eine zentrale Aufgabe gerade im Alter von 13 oder 14 Jahren ist der Ablöseprozess von den Eltern und zugleich die Frage nach Freundschaften und Zugehörigkeit. Das passt gut zur religiösen Orientierung und schließlich eigenverantwortlichen Entscheidung: Ich will zur Gemeinde dazu gehören."
Ein schönes Symbol dafür seien beispielsweise Türen oder Stühle und Hocker. Die Jugendlichen gestalteten diese und entdeckten zugleich, welche Wege sich ihnen öffnen, wo ihr Platz im Leben sein könnte. "'Wer bin ich eigentlich?' ist heute eine der zentralen Fragen in der Konfi-Arbeit ", betont von Stemm. "Die Identitätsbildung ist eine absolute Stärke der Konfi-Arbeit."
Außerdem wolle den Heranwachsenden niemand "die eine Wahrheit verkaufen", ergänzte der Theologe. "Sie sollen lernen, dass Kirche und Glaube eine Suchbewegung sind und dass sich niemand allein auf die Suche begeben muss." Vor diesem Hintergrund sei es auch positiv, dass nach der Konfirmation rund ein Drittel und teils sogar mehr als die Hälfte eines Jahrganges als Teamer erhalten bleibe.
Dieser Übergang nach der Konfirmation sei für junge Menschen unschätzbar wertvoll, betonte von Stemm. "Die Jugendlichen erfahren Wertschätzung für ihre Arbeit, denn gerade im Gespräch mit Jüngeren hat ihre Stimme oftmals deutlich mehr Gewicht, als es die Stimme von Erwachsenen je haben könnte."
Immer öfter sei leider zu beobachten, dass Kinder zwar getauft, später aber nicht mehr zur Konfirmation angemeldet würden, bedauerte von Stemm. Diese früher oftmals automatische Verbindung sei verloren gegangen. Teils habe für Familien auch die Aussicht auf ein teures Fest eine abschreckende Wirkung.
"Wer sozial schwach ist, überlegt sich, ob er sich eine Konfirmation leisten kann." Dieser Befürchtung begegneten Gemeinden teils mit gemeinsam ausgerichteten Feste. "Es muss ihnen nur gelingen, das positive und niedrigschwellige der Konfirmation besser zu bewerben."