In den Löwensteiner Bergen gibt es nicht nur den Breitenauer See als Ausflugsziel, sondern auch einen weniger bekannten Erlebnispfad: den Grünfinkpfad in Löwenstein, der auf dem Gelände der Evangelischen Stiftung Lichtenstern beginnt. Dort im Klosterhof winkt "Gustav" den Besucher:innen zu, ein großer Aufsteller eines Grünfinks, der auch als Wegzeichen für den 1,5 Kilometer langen Pfad dient.
Der Weg führt an einem kleinen Sinnesparcours mit Barfußpfad und Klanghölzern vorbei zu der ersten offiziellen Station: Bei einem Insektenhotel und einer Futterstation mit Körnerautomat erfahren die Besucher, was Vögel gerne essen und dass heimische Vögel sich nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer über Futter freuen.
Weiter geht es an einer Streuobstwiese entlang zum Waldesrand. Dort ist nicht nur der plätschernde Nonnenbach zu sehen und zu hören, sondern es können im Gebüsch und an den Bäumen Bilder von den "Vogelfreunden" des Grünfinks Gustav entdeckt werden. Bei einem Holzpuzzle ist Wissen gefragt: Wer kann eine Tannenmeise von einer Blaumeise und anderen heimischen Singvögelarten unterscheiden? Neu hinzugekommen ist die Station "Vom Ei zum Grünfink", bei der man erfährt, was der Begriff "flügge" bedeutet.
Der Grünfinkpfad besteht seit fünf Jahren und wurde als Sozialprojekt im Rahmen einer Partnerschaft zwischen PreZero und der Evangelischen Stiftung Lichtenstern ins Leben gerufen. PreZero ist ein Umweltdienstleister, gehört zur Schwarz-Gruppe und ist dort für Entsorgung, Recycling und Verwertung zuständig.
"Die Idee des Pfades ist, den Lebensraum von Tieren und speziell von Vögeln zu erkennen und erlebbar zu machen", erklärt Diakon Nico Markert von der Stiftung. Bänke aus Recycling-Material am Wegesrand und eine Mülltrenn-Station sollen darauf hinweisen, dass es Nachhaltigkeit und einen geschlossenen Kreislauf braucht, damit Mensch und Tiere im Einklang mit der Natur leben, erklärt er.
Der Grünfinkpfad ist bewusst inklusiv angelegt: Die Infotafeln sind reich bebildert und in einfacher Sprache verfasst. Der Weg ist barrierefrei, hat allerdings teilweise etwa zehn Prozent Steigung oder Gefälle. Gerne besuchen ihn die rund 150 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung, die in der Stiftung in Löwenstein wohnen. Aber auch Schulklassen und Familien kämen vorbei, sagt Markert.
Der Pfad soll helfen, dass der Standort Löwenstein auch für Leute in der Umgebung attraktiver wird, und so - ebenso wie durch Konzerte in der Kirche des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters und das Jahresfest am 25. Juni - eine "umgekehrte Inklusion" und damit eine Begegnung zwischen Bewohnern der Stiftung und Besuchern stattfindet.
In diesem Jahr soll auch noch ein kleines Pixibuch zum Grünfinkpfad gedruckt werden, das im Pfortenladen der Evangelischen Stiftung Lichtenstern erhältlich sein wird - wo es übrigens auch unter der Woche einen "Kaffee to go" für Besucher gibt.
Die Evangelische Stiftung Lichtenstern setzt sich seit 1963 für Menschen mit geistiger Behinderung und deren Familien ein und hat für alle Lebensphasen Angebote: Von der Frühförderung über die Lichtensterner Werkstätten, die 200 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz anbieten, bis zur Seniorenbetreuung. Die 750 Mitarbeiter:innen sind im Landkreis Heilbronn und im Hohenlohekreis aktiv und unterstützen insgesamt über 1.000 Menschen.