"In der Digitalisierung kann man nicht Trösten, nicht Anfassen, nicht Küssen, nicht Lieben", sagte der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags: "Hassen vielleicht."
Auch wenn digitale Veranstaltungen und Meetings viele Vorteile hätten, seien "analoge Lagerfeuer" für das Besondere und die Gemeinschaft nötig. Ein solches "Lagerfeuer" wolle der Evangelische Kirchentag vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg sein, sagte der Politiker bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Baden.
Was die Digitalisierung angehe, sei nicht der Informationszugang ein Problem, sondern die Informationsfülle und deren Bewertung. Algorithmen, wie sie von Internetanbietern genutzt werden, hält der frühere Bundespolitiker für "extrem innovationsfeindlich". Empfohlen würden dort nur ähnliche Dinge zu bereits Gekauftem. Wenn man jedoch das ganze Leben nur damit konfrontiert werde, was man bereits kenne und schön finde, "wird der Denkkorridor immer enger". Innovation entstehe jedoch, wenn man mit etwas Neuem und Unbekannten konfrontiert wird.
Die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, Heike Springhart, forderte eine Teilhabegerechtigkeit im Digitalen. Die Technik dürfe niemanden abhängen. Digitalisierung sei kein Selbstzweck, sondern müsse den Menschen dienen. Es gehe darum, Menschen zu befähigen, sich in der digitalen Welt zu bewegen, sagte Springhart.
"Auch ein gestreamter Gottesdienst ist ein echter Gottesdienst", sagte die Theologin zur Nutzung von Digitalisierung in der Kirche. Es seien lediglich verschiedene Formen eines Angebotes. Sie glaube auch nicht, dass eine Künstliche Intelligenz sie irgendwann als Bischöfin arbeitslos machen werde: "Ich bin da tiefenentspannt".