Schwere Gewalttaten durch Kinder gebe es eher in anderen Ländern, etwa in den USA oder in Kriegsgebieten, sagte der Wissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd). In den USA kämen Kinder leichter an Waffen, daher gebe es dort mehr solcher Tötungsdelikte. Auch in Hochrisikogebieten und Kriegsgebieten gebe es Tötungen durch Kinder, etwa durch Kindersoldaten.
Ein zwölfjähriges vermisstes Mädchen aus dem südwestfälischen Freudenberg war am Sonntag tot auf benachbartem rheinland-pfälzischem Gebiet gefunden worden. Zwei Mädchen aus dem Umfeld des getöteten Mädchens sollen nach Angaben der Ermittler die Tat gestanden haben. Da diese jünger als 14 Jahre sind, sind sie nicht strafmündig.
Konfliktforscher Zick sagte, oft würden traumatisierte Kinder zu Tätern, die Gewalt oder Missbrauch erfahren haben. Auch Kinder mit Entwicklungsdefiziten, die sich massiv missachtet und ausgegrenzt fühlten, hätten eine höhere Wahrscheinlichkeit, Gewaltfantasien auszuleben. Jeder dieser Fälle müsse jedoch für sich betrachtet werden, sie ließen sich nicht auf andere übertragen.
Bei dem getöteten Mädchen aus Freudenberg könnte der anscheinend gemeinsame Plan der mutmaßlichen Täterinnen ein wichtiger Faktor gewesen sein.
Neben einer systematischen Untersuchung über die Hintergründe der Tat sei ein umfassendes Beratungs- und Therapieangebot für die Angehörigen und Betroffenen wichtig, sagte der Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. In einer solchen Situation müssen laut Zick "Raum wie Zeit für die professionell Tätigen hergestellt werden". Das gelte ebenso für die Einrichtungen, die am Ende die Täterinnen betreuen.
Eine Reform des Strafrechts, das in Deutschland Strafen erst ab einem Alter von 14 Jahren vorsieht, hält der Wissenschaftler nicht für sinnvoll. Kinder durch Gesetze zu Jugendlichen zu machen, würde ihnen Strafen aufbürden, die sie nicht verstehen, und die ihnen auch nicht helfen würden. Wichtiger als eine schnelle Rechtsveränderung sei eine genaue Diagnostik. "Kinder, die getötet haben, brauchen eine intensive und lange psychologische Betreuung und ein Therapieangebot, ebenso wie die Angehörigen der Opfer dies auch brauchen", sagte der Wissenschaftler.