Zahlreiche Politiker haben am Montag die mehrfach Oscar-prämierte Netflix-Produktion "Im Westen nichts Neues" gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verband seine Glückwünsche an die Macher des mit vier Oscars ausgezeichneten Films mit einer Mahnung: "Ihr Film zeigt auf eindringliche Weise, zu welch apokalyptischem Irrsinn der Irrglaube an die Überlegenheit der eigenen Nation und schrankenloser Großmachtanspruch führen können." Die Netflix-Produktion lasse "gerade auch jüngere Generationen erahnen, was es gegenwärtig für die Ukrainerinnen und Ukrainer heißt, seit mehr als einem Jahr ihre Heimat zu verteidigen", teilte das Bundespräsidialamt in Berlin mit.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Auszeichnungen mit vier Oscars als Riesenerfolg für den deutschen Film. "Darauf kann man zurecht stolz sein!", erklärte der Kanzler am Montag auf dem Mikrobloggingdienst Twitter. "Er zeigt gerade in dieser schwierigen Zeit unmissverständlich, wie furchtbar und unmenschlich Krieg ist", fügte er hinzu.
Das von Malte Grunert produzierte Drama erhielt den wichtigsten Filmpreis der Welt in der Nacht zu Montag in den Kategorien bester internationaler Film, beste Filmmusik, bestes Szenenbild und beste Kamera. Die Neuverfilmung des Romans von Erich Maria Remarque (1898-1970) war in insgesamt neun Kategorien nominiert. Regisseur Edward Berger lieferte gut 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs und gut 90 Jahre nach der erstmaligen Verfilmung von Lewis Milestone die erste deutsche Interpretation des Stoffes.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte, die Auszeichnungen würden dem deutschen Film weltweit neue Bedeutung verschaffen. "Es ist auch der richtige Film zur richtigen Zeit, da er einen Krieg in Europa in all seiner Grausamkeit und Brutalität beleuchtet, der gegenwärtig wieder mitten in Europa tobt, ausgelöst durch Putins verbrecherischen Angriff auf die Ukraine", fügte die Grünen-Politikerin in Berlin hinzu.
Der kommissarische Leiter des Osnabrücker Erich Maria Remarque-Friedenszentrums, Sven Jürgensen, unterstrich indessen die Aktualität des Antikriegsromans: "Die Menschen lesen seine Bücher in friedlichen Zeiten anders als in Zeiten, in denen Krieg wieder zu einer Option politischen Handelns geworden ist." Gleich vier der begehrten Oscars seien ein großes Kompliment für die vom Streaming-Dienst Netflix beauftragte Produktion sowie für die Schauspieler und den Regisseur, sagte Jürgensen dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück.
Auch Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) zeigte sich erfreut über die Auszeichnungen bei der Oscar-Gala. Heutige Zuschauerinnen und Zuschauer sähen die Verfilmung des 1928 entstandenen Buches über die Schrecken des Ersten Weltkrieges vor allem wie einen Kommentar auf den Krieg in der Ukraine, sagte Pötter. Der in Osnabrück geborene Schriftsteller Remarque schildere "Ereignisse, von denen wir geglaubt haben, sie könnten in Europa nicht mehr stattfinden".
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gratulierte dem Düsseldorfer Komponisten Volker Bertelmann zum Oscar für die beste Filmmusik. "NRW goes Hollywood", schrieb Wüst am Montag auf Twitter. Eine der begehrtesten Trophäen der Filmszene gehe nach Nordrhein-Westfalen. Der Pianist Bertelmann mit dem Künstlernamen Hauschka komponierte den Soundtrack für das Anti-Kriegsdrama von Edward Berger.