"Wir wollten eine Bibel machen, in der sich auch Kinder of Color und mit internationaler Familiengeschichte wiederfinden", sagte die Initiatorin des Projekts, Sarah Vecera, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Buch, das von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal konzipiert wurde, erscheint am Montag unter dem Titel "Alle-Kinder-Bibel".
Die Idee zu dem Buch sei im Gespräch mit ihrer damals vierjährigen Tochter entstanden, sagte Vecera. "Sie stellte sich Gott als alten weißen Mann vor", berichtete die VEM-Koordinatorin für Globales Lernen. Tatsächlich würden in Kinderbibeln biblische Figuren in der Regel mitteleuropäisch dargestellt, obwohl sie im heutigen Nahen Osten lebten und damit dunkelhäutige Menschen gewesen seien.
Als eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der VEM zahlreiche Kinderbibeln gesichtet habe, seien noch weitere Probleme in der Darstellung biblischer Figuren deutlich geworden. So werde etwa Gott stets als männlich gedacht, Kinder selbst kämen wenig zu Wort und Menschen mit Behinderung tauchten nur im Zusammenhang von Heilungsgeschehen auf.
Kinder in Illustrationen sehr präsent
Die neue Kinderbibel wolle Kindern auf visueller und sprachlicher Ebene eine neue Perspektive auf Jesus und das biblische Geschehen ermöglichen, erklärte Vecera. Darüber hinaus würden bewusst Menschen mit unterschiedlichen Körperformen sowie mit und ohne Behinderungen dargestellt. Außerdem seien Kinder in den Illustrationen sehr präsent, auch in der Nähe zu Jesus.
Zugleich bemühe sich die Kinderbibel um eine gendergerechte Sprache. So werde auch für Gott eine gegenderte Form verwendet. "Wir wollten deutlich machen, dass Gott weder Mann noch Frau ist." Auch sei Wert darauf gelegt worden, biblische Frauenfiguren sichtbar zu machen, die oft übersehen oder vergessen würden, erklärte Vecera. Nicht zuletzt sei den Initiatoren der Kinderbibel die Darstellung der jüdischen Wurzeln des Christentums wichtig gewesen.
An der zweijährigen Arbeit an der Kinderbibel seien Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirchen von Westfalen und im Rheinland, von Kita-Verbänden und Universitäten beteiligt gewesen, sagte Vecera. Darunter seien auch Kolleginnen und Kollegen aus Afrika und Asien gewesen. "Uns war wichtig, dass Menschen beteiligt waren, die einen Blick aus dem globalen Süden mitbringen."