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Was glaubst du denn? Kinder suchen gemeinsam Antworten
"Was glaubst du denn?" - Diese Frage wird nur selten laut gestellt. Dabei interessiert sie doch die meisten Menschen, und Antworten darauf können viele Missverständnisse vermeiden. Hessische Kinder haben sich nun getraut, Altersgenossen und Erwachsenen diese Frage zu stellen - im Kinderfunkkolleg von hr2-kultur. Daraus sind Reportagen und Podcasts entstanden. "Was glaubst du denn?" ist mit dem Katholischen Medienpreis ausgezeichnet worden, der im November verliehen wird.

Was sind Engel? Warum trägt Aishe ein Kopftuch, was ist Weihnukka und wie beten Juden, Christen und Moslems? – das sind nur einige der Fragen, die Kinder in dem Projekt "Was glaubst Du denn?" versucht haben zu beantworten. Dafür machten sich Kinder gemeinsam mit Hörfunk-Journalistinnen auf den Weg und suchten Experten und religiöse Orte auf. "Das sind alles Fragen aus der Lebenswelt der Kinder", erklärt Volker Bernius vom Hessischen Rundfunk (hr). Hr2-kultur hat das Kinderfunkkolleg zusammen mit der Herbert-Quandt-Stiftung, der Stiftung Zuhören und dem Arbeitskreis Rundfunk und Schule des Hessischen Kultusministeriums entwickelt.

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Gemeinsam Antworten finden und die Religion des Anderen kennen lernen fördert das gegenseitige Verständnis - das stellen auch die Macher des Projektes fest. "Die arbeiten zusammen, die leben zusammen, in den Klassen sind immer Muslime und Christen da, weniger Juden. Manche wissen gar nicht, welche religiöse Tradition sie haben. Das ist Thema, nicht nur im Religionsunterricht", so Bernius. Die Fragen seien latent vorhanden.

Die Kinder suchen gemeinsam Antworten

Für den Radiomann stand am Anfang des Projektes die Frage: "Wie können wir solche Beiträge, in denen Kinder etwas erfahren, erschaffen?" Der Redakteur suchte und fand einen Partner für diese Idee: die Herbert-Quandt-Stiftung aus Bad Homburg. Seit Jahren veranstaltet diese einen Schulwettbewerb zum Thema "Trialog der Kulturen". Integration und kulturelle Bildung sind dabei wichtige Schwerpunkte. Grundlage für das aus dieser Zusammenarbeit entstandene Projekt ist das seit 40 Jahren bestehende Funkkolleg des hr – daraus entwickelte sich auch der Titel Kinderfunkkolleg. "Es ist ein guter Begriff, ähnlich wie Kinderuni – deshalb haben wir diesen Namen genommen", erklärt Bernius.

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Die Radiobeiträge sind so aufgebaut, dass die Kinder aus den drei Religionen und unterschiedlichen Kulturkreisen gemeinsam Antworten suchen. Sie stellen sich gegenseitig etwas vor, gehen zusammen in die Moschee und in die Kirche, sprechen gemeinsam mit Experten und lassen sich ihre Fragen beantworten. Dabei erlebe er bei den Kindern, dass sie sich wirklich füreinander interessieren, berichtet Bernius. "Wenn der zwölfjährige Ali in der Synagoge ausruft: 'Das ist ja bei uns ganz ähnlich', dann empfinde ich das als eine richtige Neugierde am Entdecken am Anderen", so der Redakteur. Dabei seien die Kinder sehr kreativ. "Was will man eigentlich mehr, frag ich mich." Auch die Geistlichen, die an dem Projekt als Experten mitmachen, würden feststellen, dass die Kinder sehr offen sind. Dabei zeige sich, dass muslimische und jüdische Kinder mehr über ihre Religionen wüssten als christliche Kinder – "das ist nicht neu, aber bestätigt sich hier."

Entscheidend für die Kinder ist übrigens nicht unbedingt der Glaube, sondern vielmehr die Tradition. "Sie sind oft fasziniert von der kulturellen Gesellschaft um sie herum, von den Traditionen ihrer Eltern", erklärt Markus Pleimfeldner vom Arbeitskreis Radio und Schule. Für Volker Bernius zeigt zum Beispiel der Beitrag "Warum trägt Aishe Kopftuch?" gut, wie differenziert sich Religion und Kultur mischen. "Da kommen drei muslimische Schülerinnen vor, die sich unterschiedlich positionieren." Die eine freut sich riesig bald das Kopftuch zu tragen, weil es zu ihrer Religion gehöre und sie an Allah glaubt. Die andere sagt, dass sie das Kopftuch nur zum Beten umlege und das dritte Mädchen trägt es immer.

Bei der Suche entstehen neue Fragen

Das Kinderfunkkolleg steht auf mehreren Säulen: Die Radiobeiträge, bei deren Produktion Hörfunk-Autorinnen die Kinder begleiten, werden durch verschiedene Medienprojekte in den Schulklassen ergänzt. Durch die Mitarbeit an dem Projekt haben Kinder und Lehrer mehr als ein Dutzend weiterer Themenpakete entwickelt. "Daraus entstehen wieder neue Fragen, die dann natürlich damit zu tun haben, was die Kinder im Unterricht machen", erklärt Markus Pleimfeldner vom Arbeitskreis Rundfunk und Schule. Ganz wichtig für alle Beteiligten ist die dazugehörige Internetseite. Dort sind alle Arbeiten zu finden, nicht nur die Radiobeiträge, die beim hr zuhören waren.

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Indem die Ergebnisse veröffentlich werden, erfahren die Kinder Wertschätzung - und das motiviert. "Die Arbeiten der Kinder – Beiträge, Gedichte und Bilder - werden gleichwertig auf die Internetseite gestellt", so Markus Pleimfeldner. Auch die Lehrer seien begeistert, dass es diese Möglichkeit gibt und die Arbeiten nicht nur auf der Schul-Website oder im Pausenraum als Plakat den Eltern und Mitschülern präsentiert werden.

Volker Bernius ist sich sicher: Durch diese Form zu fragen und nach Antworten zu suchen kann ganz viel Verständnis auf allen Seiten geweckt werden. Die Jury des Katholischen Medienpreises fand das Kinderfunkkolleg "Was glaubst du denn?" eine gute Idee und zeichnete es nun im Bereich elektronische Medien als "journalistisch wertvoll" aus. "So werden Unwissen und Vorurteile abgebaut und Kinder (und auch erwachsene Zuhörer) angeregt, sich mit ihrer Religion auseinander zu setzen", heißt es in der Begründung der Jury. Noch ist unklar, ob und wie das Kinder-Funkkolleg weiter gehen wird - es fehlt unter anderem an der Finanzierung. Sicher ist laut Volker Bernius, dass es bei einem weiteren Projekt eine neue Fragestellung geben soll.