Geiss setzte sich im Europa-Park Rust im Finale gegen neun Mitbewerberinnen durch. Als Siegprämie erhielt die 20-Jährige aus Wilhelmsdorf im Landkreis Ravensburg 25.000 Euro, um ein Projekt ihrer Wahl zu verwirklichen. "Ich bin dankbar, eine Plattform zu bekommen für die Jugendarbeit", sagte sie direkt nach ihrer Wahl. Die Studentin an der Evangelischen Missionsschule Unterweissach im Rems-Murr-Kreis hatte sich unter rund 15.000 Kandidatinnen behauptet.
Bei ihrem Abschlussplädoyer direkt vor der Miss-Wahl sagte die junge Frau in dem bunten, langen Kleid, dass sie aus eigener Erfahrung wisse, wie wichtig Jugendarbeit ist, und deshalb die Jugendarbeit in Deutschland groß machen wolle. Im Teenageralter sei sie in ein alkohol- und drogenverherrlichendes Umfeld geraten. "Als ich ganz unten war, hat Jugendarbeit mich aufgebaut." Unterstützung habe sie damals in einem christlichen Jugendkreis erhalten.
Vor der Wahl sollte sich jede der Kandidatinnen mit einem Gegenstand vorstellen. Kira Geiss entschied sich für eine Tube mit Acrylfarbe, weil sie mit jungen Menschen gemeinsam etwas gestalten wolle. Vor einem Jahr hatte sie gemeinsam mit zwei weiteren Frauen in Magdeburg die Jugendgemeinde "Eastside" innerhalb der landeskirchlichen Gemeinschaft aufgebaut.
In einem Projekt von "Eastside" können junge Leute musikalisch und handwerklich kreativ werden und sich ausprobieren. "Wir müssen jungen Menschen Verantwortung geben, sie fördern, anleiten und Beziehung leben", sagte Geiss.
Impulse geben, im Glauben wachsen
Kira Geiss wünscht sich ansprechendere Gottesdienste. "Wir möchten doch, dass Menschen sich in der Kirche wohlfühlen, warum schaffen wir dann keine Orte, wo Menschen gerne sind?", sagte die angehende Diakonin dem Evangelischen Pressedienst. "Ich möchte Leuten, die nicht in der Kirche sind, zeigen, was für ein Schatz der Glaube ist" und wie stark sich Kirche von dem Bild, das man habe, unterscheiden könne.
Sie lasse sie sich zur Religions- und Gemeindepädagogin ausbilden, "um Impulse geben zu können, aber auch selbst im christlichen Glauben zu wachsen", sagte Geiss. Voraussichtlich werde sie nun ein Jahr lang in ihrer Ausbildung pausieren, um sich ganz auf ihre Arbeit als "Miss Germany" konzentrieren zu können, kündigte sie an.
Weg vom Schönheitswettbewerb
Zehn Kandidatinnen standen im Finale zur Wahl der "Miss Germany", darunter auch die Transfrau Saskia von Bargen, die "Black Lives Matter"- Aktivistin Audrey Boateng, Ex-Tennisprofi Romy Kölzer und die Schornsteinfegermeisterin Vanessa Didam. Alle hatten am Samstagabend in mehreren Runden Zeit, sich und ihre unterschiedlichen Ziele dem Publikum vorzustellen.
Die Jury bestand aus dem Chef-Juror Bruce Darnell, der Schriftstellerin und TV-Moderatorin Ruth Moschner, dem TV-Entertainer Nicolas Puschmann, Model Monica Meier-Ivancan sowie der Unternehmenssprecherin von Miss Germany, Jil Andert. Bewertungskriterien der Jury für die Wahl waren nach eigenen Angaben Professionalität, Inspirationsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit.
Auf der Homepage von "Miss Germany" heißt es, man habe sich vor drei Jahren von dem veralteten Konstrukt des "Schönheitswettbewerbs" verabschiedet. Die Auszeichnung gelte nun Frauen, die Verantwortung übernehmen. Statt wie früher eine Krone erhielt die diesjährige "Miss Germany" zum ersten Mal den "Female Leader Award".
Geiss sagte, ihre Vision sei es, mit der Prämie aus der Miss-Wahl ein Projekt gemeinsam mit jungen Menschen zu entwickeln und zu schauen, was sie mit ihnen an Ideen umsetzen kann. "Das kann dann eine Art Talkformat sein oder eine große Brunch-Veranstaltung oder etwas ganz anderes." Anschließend wolle sie die beteiligten jungen Leute mit Gemeinden und Vereinen vernetzen, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst einige Tage vor der Wahl.
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