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TV-Tipp des Tages: "Zwei übern Berg" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Zwei übern Berg", 28. September, 20.15 Uhr im Ersten
Hannah Zorn, eine etwas verhuschte Sekretärin, arbeitet seit zehn Jahren für den Möbelhausbesitzer Alfons Keilinger und vermutlich liebt sie ihn seit dem ersten Tag.

Auf den ersten Blick wirkt dieser Film wie die übliche Freitagsromanze, in der auch Panoramaaufnahmen der Bayerischen Alpen nicht fehlen: Hannah Zorn (Gisela Schneeberger), eine etwas verhuschte Sekretärin, arbeitet seit zehn Jahren für den Möbelhausbesitzer Alfons Keilinger (Günther Maria Halmer); und vermutlich liebt sie ihn seit dem ersten Tag. Kein Wunder: Keilinger ist charmant und weltgewandt, eigentlich eher ein Konzernchef als ein mittelständischer Unternehmer. Hannah ist die gute Seele seines Betriebs, und das weiß er ebenso zu schätzen wie ihre Fürsorge, wenn es um seine Gesundheit geht, doch über harmlose Flirts ging die bisherige Beziehung nicht hinaus. Als der Chef sie eines Tages zum vertraulichen Essen einlädt und ihr gesteht, er sei verliebt, ist Hannah Zorns Glück perfekt; bis sie erfährt, dass seine Liebe nicht ihr, sondern der neuen Designerin Jette (Elena Uhlig) gilt. Zu allem Überfluss bittet er Hannah auch noch, sich um seine Gattin Margot (Rita Russek) zu kümmern, damit er mehr Zeit für Jette hat. Loyal bis zu Selbstaufgabe, freundet sich Hannah tatsächlich mit Alfons’ selbstbewusster, aber in der Ehe einsam gewordenen Frau an. Als Margot sie ihrerseits bittet, im Namen der frischen Freundschaft ein Auge auf Alfons zu werfen, hat die integre Hannah ein echtes Problem.

Unerwartetes Ende

Aus diesem Stoff hätte leicht eine konventionelle Komödie werden können. Aber das Drehbuch stammt von Sathyan Ramesh, der mit der kunstvollen Ensemblegeschichte "Eine Nacht im Grand Hotel" eine wunderbare "Casablanca"-Variation erzählt hat. In den Händen von Torsten C. Fischer, dem "Romy"-Regisseur, ist aus der Romanze am Arbeitsplatz ein Film mit sehenswerten Schauspielern und hörenswerten Dialogen geworden. Ramesh sorgt immer wieder für Überraschungen, und dazu gehört auch eine vermeintliche Enttäuschung: Der Film verstößt gegen das vielleicht wichtigste ungeschriebene Romanzengesetz. Normalerweise ist in Geschichten dieser Art von Anfang an klar, wer sich am Ende küssen wird; auf diese Weise kann man sich neunzig Minuten lang auf den Schluss freuen. "Zwei übern Berg" endet zwar keineswegs unhappy, aber doch ganz anders, als man zunächst glaubt. Außerdem lässt er praktisch mit dem Schlussbild eine Katze aus dem Sack, von deren Existenz man bis dahin überhaupt nichts ahnte.

Halmer und Schneeberger machen ihre Sache wie immer wunderbar, Halmer muss zur Abwechslung mal gar nicht den Grantler spielen. Der Rest des Ensembles ist nicht minder sehenswert, allen voran Ulrich Noethen als ebenso eigenwilliger wie trinkfreudiger Chefdesigner, der sich nach Kräften darüber echauffiert, dass ihm Keilinger mit Jette eine Konkurrentin vor die Nase setzt. Eine kleine, aber sehr feine Rolle spielt auch Erwin Steinhauer als Hannahs Lieblingswirt.

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Hübsch ist zudem die Idee, Hannah allmorgendlich auf dem Radweg zur Arbeit auf ihre Tochter (Lena Baader) treffen zu lassen, die bloß einen Blick ins Gesicht ihrer Mutter werfen muss, um zu wissen, wie die Aktien stehen.