Foto: dpa/Boris Roessler
Eine Kopftuch tragende junge Frau in Frankfurt am Main.
Frauenrechte in islamischen Ländern unterschiedlich fördern
Bei der Förderung von Frauenrechten in islamischen Ländern sollten Religionsgelehrte unterstützende Argumente liefern, sagen Experten. Außerdem sollten die Unterschiede der muslimischen Gesellschaften berücksichtigt werden.

"Es gibt nicht den einen Islam", sagte Yousry Moustafa von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) am Donnerstag in Bonn. Die Bedingungen in einer tunesischen Stadt seien anders als in einem jemenitischen Dorf. Für eine erfolgreiche Frauen- und Menschenrechtsarbeit müssten kulturelle, soziale, ethnische und religiöse Unterschiede beachtet werden.

Dabei spielten Aspekte wie Ethik, Identität, soziale Machtstrukturen und Patriarchat eine wichtige Rolle, sagte Moustafa bei einer Veranstaltung der GIZ und dem Verband Entwicklungspolitik (VENRO). Moustafa begleitet für die GIZ ein Projekt zur Förderung der Frauenrechte in Ägypten.

Armut verschärft Situation der Frauen

Wer soziale und wirtschaftliche Rechte wie Arbeit und Bildung anmahne, stoße nur auf wenig Gegenwind, betonte Moustafa. Bei politischen und bürgerlichen Rechten nehme der Widerstand gegen Veränderungen deutlich zu. Eine Ausweitung der Frauenrechte und noch mehr der persönlichen und sexuellen Rechte stießen auf massive Ablehnung. Dabei gehe es auch um soziale Kontrolle gegenüber Frauen.

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Nötig sind nach Einschätzung von Moustafa kulturelle und rechtliche Reformen, die die gesellschaftliche wie gesetzliche Diskriminierung von Frauen angehen. Darüber hinaus sei es wichtig, mehr Vertreter von Frauenrechtsfragen in die Parteien und die politischen Prozesse einzubinden. Außerdem müssten auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden, denn Armut verschärfe die Benachteiligung von Frauen zusätzlich.

 

Nach Ansicht von Sevda Simsek, Koordinatorin bei der Hilfsorganisation Islamic Relief Deutschland, sind vor allem Empathie und Vertrauen für eine erfolgreiche Frauenarbeit nötig. Darüber hinaus könne es in einem islamischen Umfeld sinnvoll sein, sich bei bestimmten Projekten auf islamische Argumente zu stützen. So würden Religionsgelehrte einbezogen, um gegen weibliche Genitalverstümmelung vorzugehen.

Bei Aufklärungsprojekten zu Themen wie Sexualität und Familienplanung ist es laut Mariame Sow von "Brot für die Welt" wichtig, religiöse Vorstellungen nicht zu verletzen. Bei einer Aufklärungskampagne an Schulen im islamisch geprägten Senegal seien Lehrer, Eltern und Schüler beteiligt worden. Da einige Religionsgelehrte Familienplanung insgesamt ablehnten, seien zustimmende muslimische Gelehrte als Unterstützer einbezogen worden.