Romanyschyn / Lessiw: Als der Krieg nach Rondo kam
Aktueller könnte dieses Buch nicht sein und das spürt man auf jeder Seite. Allerdings: Das Buch des ukrainischen Künstlerduos entstand bereits 2014 als unmittelbare Reaktion auf die Annexion der Krim. Seit Herbst letzten Jahres liegt nun eine deutsche Übersetzung vor, und dieses traumhaft gestaltete Buch regt gleichermaßen zum Lesen wie zum Schauen an.
"Die Bewohner von Rondo wussten nicht, was Krieg war." Wer es wissen möchte, greife zu diesem Buch
Im Mittelpunkt steht der Gräuel schlechthin. Dieser bricht völlig überraschend über die zauberhafte Stadt Rondo herein und verändert das Leben der drei Freunde Danko, Sirka und Fabian auf erschreckende Art und Weise. Es lohnt, sich den Bildern und der Geschichte auszusetzen, denn hier wird nichts beschönigt. Am Ende machen die Freunde glücklicherweise eine Entdeckung. Das gibt Hoffnung und ist alles andere als kindlich-naiv.
Die zahlreich verwendeten Zeichen und Symbole laden gerade dazu ein, auch in pädagogischen Settings nach diesem Buch zu greifen. Kurzum: Wer sich mit den Folgen von Krieg und Terror beschäftigen, gemeinsam ins Gespräch kommen und doch nach Lösungen Ausschau halten möchte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.
Oliver Georg Hartmann
Romana Romanyschyn, Andrij Lessiw: Als der Krieg nach Rondo kam. Deutsch von Claudia Dathe u. Oksana Semenets. Hildesheim: Gerstenberg 2022. ISBN 978-3-8369-6203-2, gebunden, 16 Euro
Elzbieta: Floris & Maja
Die Hasenkinder Floris und Maja sind beste Freunde. Dann reißt sie der Krieg brutal auseinander, obwohl sie nach wie vor nebeneinander wohnen: Ein Stacheldraht trennt sie. Der Krieg richtet schlimmen und auch bleibenden Schaden an. Doch Floris und Maja finden einen Weg zueinander.
Krieg ist brutal, reißt Wunden und macht auch vor Kindern nicht halt. Ein schwieriges, aber leider aktuelles und wichtiges Thema
Ein kleines, fast poetisches Buch, das dennoch eindringlich, klar und kraftvoll von einem schweren Thema erzählt. Die Personifizierung des Krieges macht ihn einerseits greifbarer, abstrahiert ihn andererseits in gewisser Weise. Der knappe Text und die intensiven Bilder sind ein einziges großes Angebot, sich mit - mittelbar betroffenen! - Kindern in Kita, Grundschule oder Familie behutsam dem Thema zu nähern.
Die Kinder können dabei zum Beispiel in eigenen Bildern zum Ausdruck bringen, was sie vom Krieg gehört oder gesehen haben. Die vorsichtig hoffnungsvolle Stimmung am Ende des Büchleins sollte man unterstreichen, z.B. einen ausgerollten Draht mit Blumen und bunten Bändern zur Girlande machen. Anschließende Bewegungsspiele (Grenzen/Hindernisse überwinden, Zusammengehörigkeit) können Anspannungen lösen.
Katja Henkel
Elzbieta: Floris & Maja. Deutsch von Barbara Haupt. Neuausgabe Frankfurt am Main: Moritz 2022. 36 Seiten. ISBN 978-3-89565-436-7, gebunden, 12,95 Euro
Nikolai Popov: Warum?
Ein Frosch hockt zufrieden mit einer Blume auf einem Stein. Da taucht aus der Erde eine Maus auf mit einem Sonnenschirm. Die Maus sieht die Blume, will sie haben und entreißt sie dem Frosch. Daraufhin verjagen die Freunde des Frosches die Maus, die nun wiederum mit ihren Freunden in einem Panzer anrollt. Die Eskalation geht weiter, Frösche und Mäuse bekriegen sich gegenseitig. Am Ende bleibt eine verwüstete Landschaft zurück. Die Maus sitzt mit geknickter Blume und der Frosch mit zerfetztem Sonnenschirm mittendrin.
Ein Bilderbuch, das von der Sinnlosigkeit und Brutalität des Krieges erzählt.
Mit großformatigen, doppelseitigen und eindrucksvollen Bildern und wenigen Worten versteht es dieser Bilderbuchklassiker des russischen Kinderbuchautors, von der Sinnlosigkeit und Banalität eines Krieges zu erzählen. Die Bilder zeigen die niedlichen Tiere mit ihren archaisch anmutenden Waffen und ermöglichen so auch Kindern einen Zugang zum Bedrohlichen und Zerstörerischen des Krieges. Ein wichtiges Buch von erschreckender Aktualität.
Christopher Krieghoff
Nikolai Popov: Warum? 2. Auflage Zürich: minedition 2022. ISBN 978-3-86566-341-2, gebunden, 10 Euro
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