Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) beobachtet rund ein Jahr nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, dass viele Menschen neu über Krieg und Frieden nachdenken. "Die Gewissensfrage stellt sich für viele neu", erklärte Sabine Müller-Langsdorf, Referentin für Friedensarbeit im "Zentrum Oekumene" der evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau und von Kurhessen-Waldeck.
"Wir erhalten zahlreiche Anfragen von jungen Menschen, die wissen wollen, wie sie verweigern können. Oder von Reservisten, die noch verweigern wollen", fügte Müller-Langsdorf hinzu. Das habe seit Kriegsbeginn deutlich zugenommen. Aber auch die Hilfe für junge Männer aus Russland, der Ukraine oder Belarus, die nicht die Waffe in die Hand nehmen wollen, sei ein wichtiges Anliegen.
Zusammen mit weiteren Menschenrechtsgruppen fordert die EAK Schutz und Asyl für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer international. "Kriegsdienstverweigerung ist ein Grund- und Menschenrecht", betonte Pfarrerin Müller-Langsdorf.
Der evangelische Friedensverband forderte zudem mehr internationale Anstrengungen für einen Waffenstillstand in der Ukraine. "Wir wissen, dass das nicht einfach wird und dass derzeit ein Ende des Krieges nicht abzusehen ist. Aber dennoch wäre ein Waffenstillstand wichtig, damit vielleicht Gespräche möglich werden über einen Weg zum Frieden", so Stefan Maaß, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Baden.
Kirche könnte Räume für Dialog schaffen
Die Arbeitsgemeinschaft fordert, bei Verhandlungen die Zivilgesellschaft, Opfergruppen, Frauengruppen oder Anwälte mit einzubinden. "Wenn es zu einem gerechten Frieden kommen soll, reichen Gespräche zwischen den Vertretern der Staaten nicht aus", so Maaß.
Nach Ansicht der EAK könnte es Aufgabe der Kirchen sein, Räume für einen solchen Dialog zu schaffen, wo geschützt miteinander gesprochen werden kann. "Aber wir sind auch realistisch genug, zu wissen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist. Doch Schritte zum Frieden müssen bedacht werden, damit nicht noch mehr Menschen sterben", so Maaß.